Beine spreizen, bücken, ausleuchten lassen

Zur Debatte um den Einsatz von Körperscannern an Flughäfen:

Es gibt eine wesentlich wirkungsvollere und billigere Methode, Passagiere vor dem Abflug zu kontrollieren. Im Spitzensport wird sie bereits seit Jahrzehnten erfolgreich im Rahmen der Dopingkontrollen angewendet. Athlet(inn)en haben sich bis zu 40 Mal im Jahr nackt auszuziehen, vor fremden geschlechtsgleichen Dopingtestern aufzustellen, die Beine zu spreizen, sich zu bücken, sich sogar den Intimbereich ausleuchten zu lassen und bei internationalen Wettkämpfen breitbeinig auf eine verspiegelte Fläche zu stellen. Anschließend schauen die Tester, das ist verpflichtend, auf die Körperaustrittsöffnung und die austretende Körperflüssigkeit. Letzteres würde auf den Flughäfen entfallen, und es wäre nahezu unmöglich, etwas in die Maschine zu schmuggeln.

Während man immer wieder hört und liest, dass Politiker, Psychologen und viele bedeutende Größen aus der Gesellschaft sich bezüglich der Körperscanner kritisch zu Wort melden, sie griffen "unverhältnismäßig in die Intimsphäre ein", sie als "heikle Angelegenheit" bezeichnen und im Magazin "Focus" zu lesen ist: "Datenschützer … fürchten sie einen Missbrauch der Bilder und sehen einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Passagiere", sind mir keinerlei Stimmen bekannt, die sich bisher gegen die viel weitergehende Prozedur im Spitzensport geäußert und diese angeprangert haben.

Folglich gibt es im Sport keine Bedenken bezüglich des Datenschutzes, der Intimsphäre und der Persönlichkeitsrechte, auch nicht gegen die Menschenwürde. Derartig ohne jeglichen Protest von der Gesellschaft im Sport abgesegnet, dürfte es demnach keine Einwände geben, die erprobte Dopingmaßnahme auf den Flughäfen umzusetzen. Umso mehr, weil man dadurch eine grauenvolle Straftat verhindern und das Leben von vielen unschuldigen Menschen retten kann, was ja im Sport nicht der Fall ist. Dort geht es um die Einhaltung und Überprüfung einer ausschließlich im Sport geltenden Regel.

Ein weiterer Vorteil der realistischen Sportmethode wäre, dass es sich dabei nicht um eventuell verzerrende und verschleiernde Piktogramme handelt, sondern die ungeschminkte Nacktheit eingesehen wird.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in unserer Demokratie mit zweierlei Maß misst. Noch weniger, dass Ethik, Persönlichkeitsrechte, Menschenwürde, Intimsphäre oder der Datenschutz bei etwa 4000 Spitzensportlern deswegen nicht beachtet werden, weil es sich hier lediglich um potenziell 4000 Wählerstimmen handelt. Oder sollte ich mich irren?

Edwin Klein, Saarburg

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