Gesellschaft Beleidigend, sarkastisch, hasserfüllt

Zu den Artikeln „Eltern sauer: Bordelle öffnen, aber Kinder können nicht zur Schule“ und „Normalbetrieb frühestens nach den Ferien“ (TV vom 6./7. Juni) schreibt Victoria Porten:

Bordelle sollen wieder unter Regelungen öffnen, Schulen sind immer noch beschränkt offen. Doch das, was mich am meisten schockiert hat, waren die Kommentare. Denn als ich nach den im Artikel erwähnten Kommentaren suchte, stieß ich im Netz noch auf viel schrecklichere. Ich kann einfach nicht fassen, wie die größtenteils älteren Nutzer auf Facebook in den Kommentaren rücksichtslos Beleidigungen und hasserfüllten Sarkasmus benutzen. Sprüche wie „gehurt werden kann“ und „Vögeln vor Bildung und Kinderbetreuung“ werden gerne benutzt, ebenfalls verschiedene hasserfüllte Emojis, etwa eine Faust oder ein Mittelfinger. Man kommt sich dort wirklich vor wie im Kindergarten, denn eure Argumente werden definitiv nicht seriöser, wenn ihr wahllos beleidigt und es keinen Lösungsvorschlag gibt.

Prostituierte sind Menschen, die ebenso unter Corona leiden wie jeder andere und genauso von dem einen auf den anderen Tag kein Geld mehr verdienen durften.

Deswegen findet Prostitution jetzt immer noch verdeckt statt, nur mit noch schlechteren Bedingungen. „Ich finde, es ist noch dreckiger geworden“, sagt eine Prostituierte in einem Bericht des WDR. Die Verabredungen werden jetzt wieder auf dem Straßenstrich oder privat gemacht.

Neben all den fragwürdigen Kommentaren findet man eine Handvoll gute. So schreibt ein Nutzer: „Es geht nicht um ‚entweder – oder‘, denn Bordelle haben mit der Schulöffnung wenig zu tun und das eine schließt das andere nicht aus.“

Das Problem ist, wie Elternsprecher Reiner Schladweiler in dem Artikel sagt: Schule ist müssen, nicht dürfen. Wenn sich jemand in der Schule ansteckt, geschieht das nicht aus eigener Verantwortung, wie es bei einem Bordellbesuch der Fall ist.

Außerdem, welche Beziehung hat man zu seinem Kind, wenn man es unbedingt wieder in der Kita oder der Schule haben will? Viele Eltern haben derzeit Home-Office und sind gemeinsam mit ihren Kindern zu Hause. Bei den Elternteilen, die in dieser Zeit arbeiten, kann ich es auf der einen Seite verstehen, auf der anderen Seite finde ich aber, dass unerwartete Dinge in Familien öfter passieren und man als Elternteil in gewisser Weise bereit sein muss, wenn das Kind zu Hause bleiben muss. Da frage ich mich: Seid ihr wirklich bereit, die Verantwortung für ein weiteres Leben zu übernehmen?

Fernab der Diskussion stellt sich mir immer noch die Frage: Warum bringt man Bordelle und Schulen/Kitas in einen Zusammenhang, Trierischer Volksfreund? Beide Themen haben keine Relation zueinander. Ich hatte vermutet, dass sie zusammengebracht worden sind, weil Eltern unter einem Facebook-Post zur Bordellöffnung sich beschwert haben. Doch den ersten Post, den ich zur Bordellöffnung fand war „Corona-Lockerungen: Bordelle dürfen wieder öffnen – Wie sieht es bei Schulen und Kitas aus?“.

Die Corona-Zeit ist für uns alle schwierig, egal wer man sein mag. Aber warum muss man dann noch eine Gruppe ächten, die sowieso von der Gesellschaft nicht sonderlich gut angesehen wird?

Victoria Porten, Salmtal

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