Leserbrief Beschämende Haltung im EU-Parlament

Tierschutz

Zum Artikel „EU-Parlament will Tiertransporte verbessern“ (TV vom 21. Januar):

„Jedem Tier gebührt ein Leben in Würde. Wir müssen dafür die Voraussetzungen schaffen“ (Franz von Assisi).

Dieser Satz sagt im Grunde alles und sollte eine ethische Leitlinie für den Umgang des Menschen mit sogenannten „Nutztieren“ sein. Doch die Wirklichkeit nicht nur in der Tierhaltung, sondern auch bei den Tiertransporten innerhalb der EU und in sogenannte Drittländer sieht größtenteils gänzlich anders aus.

Da werden laut Tierschutzorganisationen wie der Animal Welfare Foundation Ferkel von Dänemark über eine deutsche EU-zugelassene Sammelstelle quer durch Europa bis Italien transportiert. 

Weibliche Rinder, als „Zuchtrinder“ deklariert, und männliche Kälber („Abfallprodukt“ der Milchwirtschaft), in ganz Deutschland und in anderen EU-Mitgliedstaaten „gesammelt“, werden in Südeuropa verschifft. Die Transporträume auf diesen Schiffen sind meist völlig ungeeignet zum Transportieren von Tieren, und viele verletzten sich oder überleben die Qualen des Transportes nicht. Nach der EU-Tierschutztransportverordnung ist ein Transport mit ungeeigneten Schiffen rechtswidrig. Die Verschiffung erfolgt unter anderem in den Libanon, Libyen oder nach Marokko wo die Tiere dann ohne Betäubung grausam geschächtet werden. Und das mit Absegnung der unter anderem  zuständigendeutschen Veterinärbehörden, die sich damit der Beihilfe zur Tierquälerei strafbar machen (Ouellen: Prof. Jens Bülte, Strafrechtler Uni Mannheim aus Film „Tiertransporte gnadenlos“ von 2021 und https://www.animal-welfare-foundation.org/projekte/tiertransporte). Rinder, die hier im Überfluss „produziert“ werden, bringen dem Händler im Ausland ein Vielfaches mehr an Gewinn und sind somit ein lukratives Exportgut.

Es gibt hinreichend belegte Nachweise für die Grausamkeit und Qualen, welche die Tiere auf langen Transporten erdulden müssen. Ausführliche Informationen sowie Einsatzberichte hierzu sind auf https://www.animal-welfare-foundation.org zu finden.

Umso beschämender ist es, dass das EU-Parlament in seiner Abstimmung am 20. Januar nur zu einem Teil den Empfehlungen des „Sonderausschusses Tiertransporte“ (ANIT) gefolgt ist. Weiterhin kann der Großteil der Tierarten bis zu 29 Stunden im LKW transportiert werden, und Schiffstransporte sollen weiterhin ohne zeitliche Begrenzung möglich sein.

Es ist mehr als beschämend, dass mal wieder die größtmögliche Gewinnoptimierung vor dem Tierwohl steht – und dies mit Unterstützung des EU-Parlamentes. Welch ein humanitäres Armutszeugnis! Man sollte diesen Damen und Herren Parlamentariern zusammen mit den zu rechtlosen „Nutztieren“ degradierten Mitgeschöpfen im Laderaum eines LKW und eines Schiffes bei unzumutbaren Temperaturen, ohne ausreichend Wasser und Nahrung, ohne ausreichend frische Luft, in qualvoller Enge zusammengepfercht, misshandelt, verletzt und voller Angst, einen solchen Transport des Grauens „angedeihen“ lassen, damit sie wissen, worüber sie abstimmen.

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