Beschlüsse hin, Beschlüsse her

Zum Artikel "Grünes Licht für Brückenbau nahe der Loreley" (TV vom 30. Juli) meint diese Leserin:

Was niemand erwartet hat, ist eingetreten: Die Unesco hat dem Bau der Rheinbrücke bei der Loreley zugestimmt. Es ist zutiefst bedauerlich, dass man die Stärken der Region nicht aufzuwerten bereit ist und stattdessen wieder einmal auf Straßenbau setzt, wenn es um Strukturentwicklung und Arbeitsplätze geht. Hat sich das in der Vergangenheit immer noch nicht oft genug als Irrweg erwiesen? Oder strotzt das Ruhrgebiet vor Arbeitsplätzen?

Zugegeben, im oberen Mittelrheintal ziehen viele Menschen weg, und auch der Tourismus leidet. Aber wenn man sich die Mühe macht, nach den Ursachen zu fragen, landet man ganz schnell beim wirklich unerträglichen Bahnlärm auf beiden Seiten des Rheins. Soll die Brücke, als wäre das nicht schon genug, noch mehr Verkehr ins Rheintal ziehen, die wahren Stärken der Region noch mehr schwächen? Warum setzt man nicht alle Energie daran, diesen Zustand zu ändern?

Gerade erst ging durch die Medien der Bericht über die Entwicklung von Chinguetti, einer für ihren Kulturtourismus bekannten Region in der Sahara: Dieses ehemalige Karawanenzentrum versinkt, beschleunigt durch den Klimawandel, im Wüstensand. Die Menschen dort sind verzweifelt, der Tourismus, von dem sie lebten, ist kaum noch nennenswert.

Was brauchen wir Wüstensand - wir schaffen das auch so. Nein, halt: deutliche Verringerung des Bahnlärms im Rheintal, Optimierung der Fährverbindungen für die Rheinquerung oder notfalls Bau eines Tunnels. Auch wenn der 30 Millionen Euro mehr kostet.

Die könnten locker aufgebracht werden, wenn der Bau des Hochmoselübergangs im Herzen der Mittelmosel - eines nicht minder zerstörerischen und unnötigen Bauwerks - gestoppt würde, wofür sich unter anderem Bürgerinitiative, der Bund für Umwelt und Naturschutz und der Verband der Prädikatsweingüter unermüdlich einsetzen.

Beschlüsse hin, Beschlüsse her, gute Politik muss sich dadurch beweisen, dass sie jederzeit in der Lage ist, neu nachzudenken. Das sagte schon Konrad Adenauer.

Heide Weidemann, stellv. Landesvorsitzende BUND Rheinland-Pfalz, Erden

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