Politik Besonders abstoßend

Zum Artikel „Auch NPD nutzte ,Freiwild’-Slogan“ (TV vom 19. Januar) schreibt Ruth Mareien de Bueno:

Ob die NPD bereits mit dem gleichen Slogan geworben hat oder nicht ist für die Bewertung des AfD-Wahlplakates relativ uninteressant. Das Plakat disqualifiziert sich durch seinen Inhalt auch ohne Lob von Seiten der NPD.

Es ist ein besonders abstoßendes Beispiel für die Instrumentalisierung feministischer Argumente für nationalistische und rassistische Zwecke sowie die Kulturalisierung von sexualisierter Gewalt.

Die Projektion von gesellschaftlichen Problemen auf die vermeintlich „Anderen“ ist nicht nur problematisch für diejenigen, die hier als die angeblich „übergriffigen Fremden“ konstruiert werden, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, da hierdurch die tatsächlich vorhandenen Probleme nicht sinnvoll analysiert und bearbeitet werden können. 

Sowohl sexualisierte Gewalt als auch Homo- und Transfeindlichkeit oder Antisemitismus sind keine „importierten Probleme“, wie dies leider nicht nur von der AfD häufig suggeriert wird. Das sowohl rassistische wie auch sexistische Stereotyp erfüllt gerade die Funktion, sich nicht mit den destruktiven Aspekten der Konstruktion von Männlichkeit in unserer Gesellschaft auseinandersetzen zu müssen. Die tief in unserer Gesellschaft verwurzelten Strukturen, die sexualisierte Gewalt ermöglichen, verharmlosen und meist unbestraft lassen, können so weiter verschwiegen werden. Wer verhindern will, dass Herrschaftsverhältnisse und Privilegien hinterfragt werden, für den ist das Imaginieren eines für alles Schlechte verantwortlichen „Anderen“ immer noch ein erfolgversprechendes Mittel.

Sexuelle Übergriffe finden zum allergrößten Teil im eigenen Zuhause statt, innerhalb von Familien und Partnerschaften. Die Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt, wie im Fall des hier diskutierten Plakates, macht betroffene Frauen ein weiteres Mal zu Opfern.

Ruth Mareien de Bueno, Trier, Geschäftsführerin der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Trier

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