Gesundheit Bienenfleißig, bescheiden, bedroht

Zur Berichterstattung über die Situation in der Pflege schreibt Ingrid Ertz:

Bienen sind schon ein interessantes Volk. Sie sind unermüdlich für ihre Gemeinschaft im Einsatz. Es gibt keinen Sonn- oder Feiertag. Sie ruhen nur, um am nächsten Tag wieder Leistung bringen zu können. Der größte Teil von dem, was sie erarbeiten, wird ihnen wieder fortgenommen. Man lässt ihnen nur so viel, wie zum Überleben nötig ist. Die Menschen bedienen sich an dem, was Bienen erarbeitet haben und genießen es. Stirbt eine Biene, wird sie nicht betrauert. Sie fällt zu Boden und keiner nimmt Notiz davon. Selbst die anderen Bienen halten nicht inne. Sie müssen ja arbeiten, es bleibt keinen Zeit für Trauer. Bienen: fleißig, hübsch anzusehen, bescheiden, aber ohne Anerkennung, ohne Lohn, unbedeutend!

Pflegekräfte: auch ein interessantes Volk. Immer für andere da. Sie arbeiten unermüdlich, haben nicht wie die meisten anderen Menschen an Sonn- und Feiertagen frei. Nichts ist wirklich planbar: Man macht Überstunden, springt ein, hat vier verschiedene (oder mehr) Schichten. Der Lohn ist gering, neben den regulären Abgaben sind auch Beiträge an die Pflegekammer zu bezahlen. Geht eine Pflegekraft in den Ruhestand oder stirbt, wird kein Wort darüber verloren, sie ist einfach weg. Selbst die Kollegen sind zu ausgebrannt, um lange zu „trauern“, alles geht weiter wie bisher.

Pflegekräfte: fleißig, verantwortungsbewusst, bescheiden, ohne Anerkennung, ohne leistungsgerechte Bezahlung, unbedeutend!

Auf die Biene und auf die Pflegekraft sind neue Bedrohungen zugekommen. Für die Biene die Varroa-Milbe und für die Pflegekraft das Coronavirus. So wie es scheint, wird weder die Biene noch die Pflegekraft ausreichend geschützt, obwohl das möglich wäre und auch sein sollte. Die Auswirkungen werden letztendlich fatal sein. Ohne Bienen und ohne Pflegekräfte sehen wir dunklen Zeiten entgegen.

Ingrid Ertz, Bernkastel-Kues

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