Bildung

Zum Interview "Wir brauchen keinen Einheitsbrei, sondern maßgeschneiderte Förderung" (TV vom 22. Januar):

Das Interview mit Frau Allmendinger wirft bei mir als interessiertem Leser sehr viele Fragen auf. Wer über die harten Fakten der Forschung redet, muss sehen, wie diese Fakten entstanden sind, wie sie interpretiert werden und inwieweit diese Ergebnisse übertragbar, vergleichbar beziehungsweise allgemeingültig sind. Ein Land wie Finnland mit geringer Bevölkerungsdichte braucht natürlich eine andere Schulstruktur als Deutschland. Individueller Unterricht, bessere Lehrerausbildung und neue Schulstrukturen sind als Forderung immer gut. Auch sich am Ausland (an welchem Ausland) zu orientieren, ist immer eine gute Forderung. Einerseits werden bundesweite Standards gefordert und gleichzeitig eine maßgeschneiderte Förderung (enorme Kosten) erwartet. Als Expertin hat Frau Allmendinger sicher nicht über viele Jahre in unseren verschiedenen Schularten (große Vielfalt für individuelle Förderung) gearbeitet (Feldforschung betrieben), sonst wüsste sie, was die Schulen lehren und wie Schule funktioniert. Denn viele Probleme an den Schulen sind nicht schulspezifisch, sondern vermehrt von außen in die Schule (Medienkonsum, Peergroups, Scheidung, Arbeitszeiten und so weiter) getragen und können von der Schule nicht gelöst werden. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als Schüler in der Volksschule, am Gymnasium, der Berufsschule, der Berufsaufbauschule, der Fachoberschule, Studium an einer Fachhochschule und Hochschule sowie Vater von drei erwachsenen Kindern komme ich zu dem Ergebnis, dass letztendlich das entscheidende Kriterium für eine erfolgreiche Schul-/Berufslaufbahn nicht nur die Schule, die Schulart und die Lehrer, sondern vor allem die Eigenmotivation des Einzelnen sind. Leider konnte mich Frau Allmendinger als eine der führenden Bildungsexpertinnen im Interview nicht überzeugen (zu viel Forschungstheorie, keine Praxis). Roland Jung, Bäcker, Sozialpädagoge, Förderschullehrer, Saarburg

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