Bildung

Zum Artikel "CDU holt sich Rat von Lehrern" (TV vom 29. Januar) diese Zuschrift:

Wer mit seiner Weisheit am Ende ist, weil er sich vom Zeitgeist, von ideologischen Doktrinen, politischen Theorien oder von simpler Ignoranz hat verunsichern lassen, der gibt eine Studie in Auftrag. Betrachtet man die medialen Reaktionen auf die Vielzahl der Bildungsstudien und Vergleichsstudien der letzten Jahre, dann wundert man sich über die noch größere Verunsicherung, die diese in der Bildungslandschaft hinterlassen haben. In Wahlkämpfen ist "Bildung" zum Topthema geworden, je nach Partei werden Verbesserungen versprochen oder Horrorszenarien beschrieben. Nach den Wahlen geht die Schule jedoch mit denselben Schulleitern und Lehrkräften, denselben Kindern und Eltern und denselben Lehr- und Arbeitsplänen weiter. Was bleibt, ist die Frage zu den Erfolgsfaktoren für das Lernen der Kinder, also: Was wirkt wirklich und wie? Und da kommen wir parteiunabhängig recht schnell zu der Erkenntnis, dass es die Eltern und die Lehrkräfte sind, die die größten Einflussfaktoren bei der Entwicklung und beim Lernen des Kindes darstellen. Es sind also die direkten Beziehungspartner des Kindes, die seinen Lernerfolg bestimmen. Sind die Beziehungen gut, sind auch die Lernergebnisse gut. Nun wissen wir alle, auch ohne internationale Studien, dass Beziehungen vor allem diese Zutaten brauchen: liebevolle Zuwendung und die Zeit dazu. Beides haben wir heute irgendwie weniger als früher. Sind die Tage kürzer geworden? Sind wir alle "cooler" geworden? Oder liegt es doch an der "enormen Arbeitsverdichtung", die sowohl aus Schule als auch Elternhaus als Begründung für das nicht Vorhandensein der beiden Faktoren genannt wird? Ich denke, wir setzen oftmals nicht mehr die richtigen Prioritäten. In Bezug auf gute Beziehungen gilt: "Zeit hat, wer sie sich nimmt; Liebe hat, wer sie bedingungslos gibt." Nun sind diese Faktoren im Landeshaushalt nicht so einfach darzustellen. Man kann sie weder als Steuer eintreiben, noch kann man sie per Verwaltungsvorschrift verordnen und schon gar nicht für Geld kaufen. Jeder weiß, wie kostbar sie sind und wie übel es da zugeht, wo sie fehlen. Wer dem Mangel an Zeit und Liebe dauerhaft ausgesetzt ist, der wird krank. Ob Kind, Eltern oder Lehrkraft. Nun soll Schule eines bestimmt nicht: krank machen. Sie soll fördern, ermutigen, motivieren. Und wenn wir uns die 1600 Schulen im Land anschauen, dann geschieht dies in den allermeisten Fällen auch bei den 470 000 Schülern. Allerdings gibt es leider auch nicht wenige Fälle, bei denen sich die Lehrkräfte nicht mehr kraftvoll, die Schüler frustriert und die Eltern demotiviert und ohnmächtig fühlen. Aber das muss sich und das kann sich ändern. Dazu müssen Schule und Eltern einen Weg des konstruktiven Miteinanders gehen, wie dies an immer mehr Orten bereits geschieht. Die Schule stärkt und ermutigt Eltern darin, ihre Beteiligungsmöglichkeiten auszuschöpfen, stellt Transparenz über die eigenen Verpflichtungen und Vorgehensweisen her. Eltern bringen ihr Know-how in die Diskussion zur Schulentwicklung ein und arbeiten in den Steuerungsgruppen mit. Einmal im Jahr teilen sie in einer schriftlichen Befragung ihre Zufriedenheit über die Mitwirkungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten an der Schule mit. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Eltern einen enormen Einfluss auf den Erfolg und auf das Klima einer Schule haben und beides auch maßgeblich verbessern können. Rudolf Merod, Trier, Landeselternsprecher Rheinland-Pfalz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort