Gesundheit Bitte mit Augenmaß!

Zur Berichterstattung über die Corona-Pandemie schreiben Dr. Bernhard Gies und Horst Becker:

Covid-19 ist ein Virus, das durch Mutation neu entstanden und inzwischen ubiquitär ist, über die ganze Welt ausgebreitet. Wie jedes Virus ist es allein nicht lebensfähig, sondern muss einen Organismus vorfinden, der es reproduzieren, also vermehren kann. Nicht jeder Organismus macht das in hinreichendem Maß. Der Grad der Durchseuchung limitiert sich also selbst und ist noch lange nicht erreicht.

In den letzten Wochen und Monaten wurden wir sowohl im Volksfreund wie in sämtlichen Medien mit täglich neuen Zahlen konfrontiert, deren Basis und damit deren wirkliche Bedeutung wir nicht recht einschätzen können. Reproduktionszahl r, Restaurant-Beschränkungen auf Gruppen von maximal zehn, Versammlungshöchstzahl 25, die Zahl 50 auf 100 000 Einwohner (Hotspots), zuletzt gerade in zahlreichen deutschen Großstädten, aber auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm, bis hin zur jüngsten unseligen Beherbergungs-Verweigerungspflicht ohne negativen Testnachweis – das alles sind mehr oder weniger sinnvolle Versuche, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Lassen wir Zahlen sprechen – das einzige, worauf es hier ankommt. Laut Statistischem Bundesamt liegt die jährliche Sterblichkeit in Deutschland bei knapp einer Million Menschen. Die Sterblichkeit von Januar bis August 2020 (danach gibt es noch keine genauen Zahlen) liegt bei 635 071, im Mittel der Jahre 2016 bis 2019 bei 630 163 Toten. Das heißt: Die sogenannte Übersterblichkeit, also die über das statistische Mittel hinausgehende Sterblichkeit in den Monaten Januar bis August lag 2020 im Vergleich 2016 bis 2019 bei 4908 oder monatlich 613 Toten in der gesamten Bundesrepublik.

Der Sinn meines Leserbriefes ist der, dass die Öffentlichkeit diesem Virus bitte mit Augenmaß begegnen soll. Viele der übersterblichen Toten hätten verhindert werden können, wenn wir zum Beispiel das Rauchen im Vorfeld wirksam bekämpft hätten. Diese Maßnahme wäre wesentlich wirksamer und wesentlich einfacher zu realisieren gewesen.

Dr. Bernhard Gies, Trier

Jeden Tag werden den Bürgern im Zusammenhang mit dem Coronavirus – wie aus olympischen Medaillenspiegeln bekannt – rekordverdächtige Infiziertenzahlen präsentiert, weltweit und regional. Leider aber werden diese Infektionszahlen nicht in Relation zu den tatsächlichen Krankheitsverläufen oder gar Todesfällen gesetzt und sind daher geeignet, in verantwortungsloser Weise eine panische Stimmung in der Bevölkerung zu erzeugen.

Covid-19 ist nicht der Nachfolger mittelalterlicher Seuchen wie der Pest oder schlimmer als die Spanische Grippe zu Anfang des 20. Jahrhunderts, aber selbstredend auch nicht eine eher milde Form der Grippe.

Es mag für manchen befremdlich, vielleicht auch zynisch erscheinen, aber die realistische Einschätzung der Gefährlichkeit einer Virus-Erkrankung ergibt sich aus der Einordnung ihrer Mortalität beziehungsweise schwerer Krankheitsverläufe und ihrer gesundheitlichen Folgeschäden. Glück­licherweise klagen die allermeisten Covid-19-Infizierten nur über leichte Symptome, glücklicherweise müssen nur sehr wenige intensiv-medizinisch behandelt werden und – noch einmal – glücklicher­weise ein verschwindend geringer Prozentsatz verstirbt an den Folgen.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat sich der politische Beschluss, das Coronavirus durch rigorose Maßnahmen wie etwa einen wirtschaftlichen und sozialen Lockdown zum Verschwinden zu bringen, in der Realität als überaus naiv erwiesen und ist krachend gescheitert. Wenn das Virus nämlich nicht ganz ausgerottet wird und es durch private Partys, Großhochzeiten, Reiserückkehrer, Migrationsbewegungen und so weiter verbreitet wird, wird es immer wieder neue Ausbrüche geben und alle vorhergehenden Maßnahmen gegen Ansteckung und Erkrankung waren umsonst. Mit anderen Worten: Ein erneuter Lockdown müsste her. Aber die Kosten für eine solche Maßnahme – das dürfte sich mittlerweile bei allen politischen Entscheidungsträgern herumgesprochen haben – würde die Volkswirtschaft zerstören; die Folgen wären verheerend, insbesondere für das Gesundheitssystem und für unser aller Lebenserwartung.

Anstatt nun wie das Kaninchen vor der Schlange gebannt auf die kolportierten Zahlen des Robert-Koch-Instituts zu starren und daraus irgendwelche Fallzahlen zu konstruieren, deren Sinnhaftigkeit und Willkürlichkeit in der Bevölkerung zunehmend mit Kopfschütteln und Misstrauen quittiert wird, sollte man sobald als möglich in eine Kommunikation mit den Menschen eintreten. Es geht darum, Wege aufzuzeigen, wie es sinnvoll gelingen kann, bis zur Erreichung einer wie immer gearteten Immunität, mit dem Virus zu leben – wie mit allen anderen Influenza-Viren auch.

Horst Becker, Arzfeld

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