Medien und Politik Blöde Witze, populistische Zitate

Zu verschiedenen Rubriken im Volksfreund (TV vom 3. und 4. Juli) schreibt Rudi Uhl:

Mittwoch, Witz des Tages: Während eines Ausflugs an den See beobachten Vater und Sohn die Boote, die dort vor Anker liegen. „Sag mal Papa, warum haben alle Boote weibliche Namen?“ will der Sohn wissen. „Ganz klar: Teure Ausrüstung und sehr schwer zu steuern!“

Donnerstag: Zitat auf der ersten Seite: „Peinliche Postenschacherei dominiert die aufgeblähte EU-Bürokratie. Das ist offensichtlich das Europa, das den etablierten Parteien vorschwebt.“ Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion.

Falls es Sie interessiert, was mir vorschwebt: dass ich morgens meine Tageszeitung lesen kann, ohne mich fremdschämen zu müssen. Von einer Regionalzeitung erwarte ich keinen Spitzenjournalismus, aber die Erfüllung eines gewissen Grundniveaus, jenes Anspruchs, den Sie sicherlich an sich selbst auch stellen. Also keine angeblichen Schülerwitze, die Klischees aus den 50er Jahren transportieren, und keine populistischen Sprüche von der AfD als Ausdruck der Volksseele. Denn auch wenn das Weidel-Zitat so oder ähnlich von vielen anderen Politikern stammen könnte und man dafür nicht die AfD zitieren – und sie damit ein Stück gesellschaftsfähig machen – müsste, es ist eben doch nur scheinbar wahr: In Wirklichkeit haben wir es quer durch die Parteien mit verschiedenen Strömungen zu tun, die einen möchten die Nationalstaaten entscheiden lassen (was bedeutet, dass man die Kandidaten nicht in der Europawahl wählen kann), die anderen das Europa-Parlament (zu denen dürfte die AfD eher nicht gehören, lehnt sie die europäische Idee doch weitgehend ab). Die SPD empört sich dezidiert darüber, dass keiner der Spitzenkandidaten gewählt wird, und neben vielen anderen wendet sich von der Leyen selbst gegen diese „Rangeleien“. Kurz, eine Aussage, deren Populismusgehalt sich mir auch erst nach etwas Nachdenken erschlossen hat, in dieser Form falsch und überflüssig. Wenn Sie sonst keine klugen Zitate zum Tag finden, lassen Sie es einfach. Aber vielleicht finden Sie auch jemanden, der es kann.

Rudi Uhl, Trier

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