Blutspur durch die Jahrhunderte

Zum Artikel "Kirchenaustritte auf Rekordniveau" (TV vom 11./12. Dezember):

Dass kritische und gläubige Katholiken diesen Verein verlassen, wundert mich nicht. Mich wundert nur, dass dies so spät geschieht. Musste es erst zu den Verbrechen von Geistlichen an schutzbefohlenen, unschuldigen Kindern kommen? Mussten erst die Demütigungen und Verkrüppelungen kindlicher Seelen in den kirchlich geleiteten Heimen ans Licht der Öffentlichkeit gelangen, um diesen Katholiken die Augen zu öffnen? Denn all das geschah ja im Zeichen des Kreuzes. Wer sich nur ein wenig in der Geschichte der Kirche umschaut, wird schnell mit der Unheiligkeit dieser Einrichtung vertraut gemacht.

Kaum war sie zur Staatsreligion emporgestiegen, begann sie, Andersdenkende zu verfolgen oder mit Brutalität ungeheuren Ausmaßes "Heiden" zum "wahren Christentum" zu bekehren. Die Geschichte der Kirche ist eine einzige Blutspur durch die Jahrhunderte. Immer wieder erfindet sie Unterdrückungsmechanismen in Form von Dogmen, Kirchengesetzen und Bannformeln, um die zu unterdrücken oder auszumerzen, die sich auf Christus bezogen, der sich am Kreuz aus Liebe zu den Menschen geopfert und so eine Gemeinschaft von Liebenden, nicht von Strafenden schaffen wollte.

Auch im Bistum Trier erlebten wir solche Machtdemonstrationen. Geistliche wie Münzel und Hasenhüttl wurden mundtot gemacht, weil sie alle Christen zum Tisch des Herrn einluden. Und der, der die Werkzeuge der Macht wirkungsvoll einsetzte, ist vor kurzem zum Kardinal erhoben worden. Wie viele müssen noch austreten, bis diejenigen aufwachen und die Geschicke der Kirche leiten, denen es nicht um Macht, Pomp und Prunk geht, sondern um das Seelenheil der ihnen anvertrauten Gläubigen?

Gerd Freyberg, Trier

katholische kirche

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort