Brot und Spiele

Zum Artikel "Macht es Zirkustieren Spaß, Kunststücke vorzuführen?" (TV vom 21. Januar):

Die Äußerungen, die der Bundestagsabgeordnete Peter Bleser (CDU) in dem Artikel von sich gibt, kann man auch schlicht und einfach in einem Satz zusammenfassen: Gebt den Menschen Brot und Spiele, dann vergessen Sie vielleicht die Unfähigkeit der derzeitigen Bundesregierung.

Wir leben in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft, in der es sich nicht mehr zeitgemäß ist, "wilde Tiere" in Manegen vorzuführen. Zwar gibt es wohl den kleinen "Fortschritt" gegenüber dem römischen Reich, dass die Tiere in der Vorstellung nicht mehr zur Belustigung der Massen abgeschlachtet, sondern nur "vorgeführt" werden. Welches Leid und welche Qualen jedoch auch damit verbunden sind, hat sich der gute Herr Bleser offensichtlich noch nie vor Augen geführt. Nein, er verhöhnt die Kreaturen sogar, in dem er ihnen unterstellt, dass sie aus purer Freude "Kunststücke" vollbringen. Das ist Zynismus pur. Die Augen von Kindern sollten leuchten, wenn sie vielleicht einmal zusammen mit ihren Eltern heimische Wildtiere in der Natur beobachten können, und nicht wenn Tiere gequält werden.

Ein Zirkus ist niemals in der Lage, Wildtiere artgerecht zu halten, das schaffen selbst moderne zoologische Gärten kaum. Die Zirkustiere müssen ihr Leben in viel zu kleinen Käfigen und Ausläufen fristen. Verhaltensstereotypen, die nach außen zeigen, wie krank die Seelen dieser geschundenen Tiere sind, sind in Zirkussen an der Tagesordnung. Diese Tiere sind immer noch Wildtiere, denn auch die Haltung in Obhut des Menschen über Generationen hinweg vermag nicht ihre artgemäßen Bedürfnisse und Instinkte zu beseitigen. Das Vorführen von Tieren in Zirkussen ist auch kein Kulturgut, wie Her Bleser anführt. Zirkusbetriebe sind wirtschaftlich geführte Unternehmen, die sich nicht über geltenden Tierschutz hinwegsetzen dürfen, wenn es um ihre Existenz geht. Dann müssen sie sich in andere Bereiche weiterentwickeln, was einigen dieser Betriebe zwischenzeitlich auch erfolgreich gelungen ist.

Keines der Argumente von Peter Bleser hält einer fachlichen und sachlichen Diskussion stand. Wir sollten endlich dem Beispiel unseres Nachbarn Luxemburg folgen und ein bundesweites Verbot aussprechen. Das ist längst überfällig.

Nicole Thul, Bergweiler

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