Flüchtlinge Chagalls visionärer Charakter

Zum Artikel „Lösung für Rettungsschiff Ocean Viking“ (TV vom 24./25. August) schreibt Sieglinde Trenz, Beckingen:

Zum Thema Bootsflüchtlinge lege ich ans Herz, Marc Chagalls Die weiße Kreuzigung anzuschauen und näher zu betrachten, ein besonderes Ölgemälde auf Leinwand.

Es hängt, wie ich jetzt weiß, in Chicago, in The Art Institute of Chicago. Chagall malte sein Bild 1938 angesichts der Judenverfolgung durch die Nazis, was ihn persönlich hart traf und schmerzte. Denn er war ja selbst auch Jude, russischer Jude. Das gemeinte Bild enthält ein wertvolles Detail, das mir schlagartig auffiel, jedenfalls nicht unbemerkt blieb. Fast unten links neben dem Corpus Christi sieht man leicht erkennbar Bootsflüchtlinge. Chagall integriert demnach in Die weiße Kreuzigung diese armen Menschen. Dadurch wird die Christusfigur zeitgeschichtlich gedeutet und erscheint aktueller denn je. Nach meinem Dafürhalten rechtfertigt der berühmte Maler den Einsatz und die Hilfe für alle Bootsflüchtlinge, die leiden.

Woher ich vom Ölgemälde in Chicago weiß? Nun, die Chagall-Ausstellung in der Saarburger Pfarrkirche St. Laurentius hat mich auf die Spur gebracht. Das kleine gekaufte Büchlein (Monografie) von Nikolaj Aaron zeigt auf Seite 94 Die weiße Kreuzigung. Beim Durchblättern spontan entdeckt, ein leuchtender Moment, denke ich.

Chagalls Größe liegt in seinem visionären Charakter, ganz klar.

Ich empfehle, sich ernsthaft dessen Ölgemälde Die weiße Kreuzigung vor Augen zu führen und unter die Lupe zu nehmen.

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