Das Anrecht eines Atheisten

Religion

Zum Leserbrief "Nichts dagegen, aber bitte ehrlich" (TV vom 29./30. Juli), den Albert Pelzer zur TV-Sommerserie "Raus" geschrieben hat, und zwar zum Artikel "(K)eine Erleuchtung" (TV vom 23./23 Juli):

Herr Pelzer verlangt Ehrlichkeit in einer von jedem Sachverstand befreiten Weise. Wer aus der Kirche austritt oder nie drin war, ist dennoch, zwangsweise, finanziell beteiligt: Wer Kirchensteuer zahlt, kann diese steuerlich absetzen. Er bekommt im Schnitt 30 Prozent vom Staat zurück.
Beide Kirchen kassieren jährlich zusammen circa zehn Milliarden Euro. Davon sind also drei Milliarden aus dem allgemeinen Staatssäckel. Hinzu kommen die Bezahlung von Religionslehrern, Bischöfen und Theologie-"Professoren" (alles geprüfte Dogmatiker) und weitere unzählige staatliche Zuschüsse. In der Summe dürften das jährlich etliche Milliarden sein, die auch Atheisten berappen müssen.
Was die christlichen Feiertage betrifft, kann man den Spieß auch umdrehen. Viele dieser Feste (Ostern, Allerheiligen, Weihnachten) sind gar nicht christlichen Ursprungs. Sie wurden nur, wie vieles andere auch, was man nicht tilgen konnte, christlich umfunktioniert. Sie gehören somit allen (man sollte sie vielleicht von ihrer christlichen Bezeichnung befreien). Es gibt gute Gründe nur noch glaubensneutrale Tage (zum Beispiel Tag der Menschenrechte) als allgemeine, arbeitsfreie Feiertage festzulegen.
Selbstredend blieben religiöse Feiertage (aller Konfessionen!) weiterhin geschützt. Wer diese feiern will, muss dann Urlaub nehmen.
Im Übrigen besichtige ich auch gerne Kirchen, wie Schlösser, griechische Tempel etc., aber nur als Kulturgüter. Auch als Atheist habe ich ein Anrecht auf das kulturelle Erbe meiner Vorfahren, natürlich unter Wahrung eines ortsangemessenen Respektes.
Wolfgang Hertel
Konz

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