Leserbriefe Das Handwerk braucht ein besseres Image

Zum Lesebrief „Da hilft kein Reden mehr“ (TV vom 26./27. Mai) schreibt Hans-Rudolf Krause:

Die meisten Punkte, die Herbert Dittrich anspricht, sind nachvollziehbar, aber ich glaube, dass das wichtigste Problem im Handwerk  das Image ist. Auch ich war circa  dreiundzwanzig Jahre im Handwerk tätig, auch als Ausbilder (Meister), und kann bestätigen, dass die Ausbildung im Handwerk ein Sprungtuch für einen guten Job in der Industrie ist.

Aber nochmals zum Image: Wir alle kennen den Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“; allein dieser Spruch hat das Handwerk stark geprägt. Jeder verband mit dieser Aussage, man kommt in die Lehre und muss die erste Zeit Werkstatt aufräumen, reinigen und als Packesel dienen – diese Dinge sind natürlich auch in den Köpfen der Eltern. Dass daraus resultiert, die Kinder möglichst in einen „sauberen“ Beruf beziehungsweise in ein Studium zuschicken, ist nachvollziehbar!

Die Handwerksbetriebe sind gefragt, dieses Image zu verändern, dies beginnt schon in den Praktika, wo die interessanten Dinge (Perspektiven) und eine gute Kultur des Handwerks (Betrieb) dargestellt werden und nicht nur,  wie viel Werkzeuge und Maschinen der Betrieb hat. Vielleicht sollte der oben genannte Spruch in „Lehrjahre bieten Wissen für die Zukunft“ umgewandelt und publik gemacht  werden.

Vermittlungen durch das Arbeitsamt sind wahrscheinlich nicht immer optimal. Aber diese „unfähig“ zu nennen, halte ich für etwas übertrieben. Da das Handwerk wahrscheinlich nicht will, dass man Meister aus allen Berufen in die Arbeitsämter als Angestellte schickt, um die Kandidaten auszusuchen, muss man diese Sache so akzeptieren. Die Sachbearbeiter gehen bei der Auswahl der Bewerber genauso vor wie ein Personalchef, der ja auch nur Fakten und Eindrücke der Personen bewertet. Keiner kann in einem Menschen hereinschauen!

Dass die Politik sich in viele Dinge des Lebens einmischt, ist jedem bekannt und ist auch für die meisten Dinge in Ordnung. Sollte eine Überregulierung vorhanden sein, kann man sich über die Organisationen (Handwerkskammer) einmischen.

Dies bringt mich auch auf den Hinweis: Handwerkskammern sind weit weg von der Basis. Soviel mir bekannt ist, haben die einzelnen Betriebe ein Mitspracherecht, also sollte auch hier der Einfluss möglich sein.

Der letzte Punkt: Gewerkschaften  sind natürlich für jeden Handwerksbetrieb ein Dorn im Auge. Aber bedenken sollte man, wenn diese nicht existierten, wäre wahrscheinlich die Leibeigenschaft bei manchen noch vorhanden! Wie in vielen Dingen des Lebens ist es der Ausgleich beziehungsweise Kompromiss, der uns weiterbringt.

Hans-Rudolf Krause, Trier

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