Natur Das ist erst der Anfang

Zur Berichterstattung über Naturschutz schreiben Günter Fischbach, Achim Ochs und Christian Krebs:

Zum Artikel „Kein Regen in Sicht: Tierfutter wird knapp, Förster gießen Bäume“ (TV vom 28. Mai):

Es lohnt sich auf die Wissenschaft zu hören – siehe Corona-Krise. Inzwischen ist der Wissenschaft und der Forstwirtschaft bekannt, dass man Waldflächen, die durch Trockenschäden frei werden, nicht mehr aufforstet, sondern diese der Natur überlässt. Die Natur lässt nur solche Pflanzen wachsen, die für den jeweiligen Standort geeignet sind. Diese hat die Forstwirtschaft bis heute im Bereich des Nutzholzes noch nicht gefunden.

Wie kann ein Förster annehmen, dass neu angepflanzte Bäumchen mit dem kleinen unscheinbaren Wurzelwerk überleben, wo doch die großen Bäume mit dem ausladenden Wurzelwerk nicht mehr genügend Feuchtigkeit zum Überleben gefunden haben?!

Die Gießaktionen, wie im Volksfreund zu lesen war, kann man einmal machen, jedoch nicht wöchentlich mit mindestens bis zu 100 Liter Wasser pro Pflanze, und das 80 Jahre lang, bis der Baum gefällt wird. Wo soll bei der Trockenheit das Gießwasser bitteschön herkommen, und wer soll das bezahlen? Das Gießwasser fehlt der Natur an anderer Stelle, und sei es in Flüssen, wo Niedrigwasserstand und Fischsterben drohen. Der Aufwand übertrifft den wirtschaftlichen Nutzen bei weitem. Ganz abgesehen von der verpassten Chance, die Natur sich selbst zu überlassen.

Im April, so haben die Wetterfrösche verkündet, hatten wir 50 Prozent weniger Niederschlag und 50 Prozent mehr Sonnenschein als im Durchschnitt der letzten Jahre. Wobei der Durchschnitt der letzten Jahre sich aufgrund des fortschreitenden Klimawechsels schon stark verändert hat. Die Wissenschaft sagt: Das ist erst der Anfang. Der Aufforst-Aktionismus ist doch, wenn es nicht so traurig wäre, eine Posse für jeden Comedian. Warum hört man nicht auf die Wissenschaft oder auf den einfachen Waldarbeiter, der es sicher besser gemacht hätte?

Auf freiwerdenden Nadelholzflächen sollte lediglich die Nadeldecke am Boden des Waldes entfernt oder aufgearbeitet werden, damit die darunter liegenden Samen eine Chance haben, das Licht der Welt zu erblicken. Die Natur könnte sich in ihrer ganzen Vielfalt entwickeln, die sich die Akteure in ihrer Phantasie nicht vorstellen können. So könnten viele Millionen Steuergelder gespart und der Ökologie große Dienste erwiesen werden. Aber die Kommunen, denen der Wald gehört, tappen immer noch in die 80-Prozent-Falle. Die Bundesministerin Julia Klöckner gibt 80 Prozent Zuschuss für die Aufforstung. Den Ratsmitgliedern im Gemeinderat wird gesagt, den Zuschuss dürfen wir uns nicht entgehen lassen, und sie denken nicht daran, dass die Folgekosten von den Gemeinden zu tragen sind. Liebe Ratsmitglieder, lasst euch nicht länger etwas vormachen. Und wenn ihr feststellt, dass die Aufforst-Aktion ein Fehler war, überlasst die gepflanzten Bäume sich selbst! Spätestens nach zwei Jahren hat ohnehin jeder die Geduld verloren, den Bäumen noch einen Tropfen Wasser zu geben. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Günter Fischbach, Trierweiler

Zum Artikel „Warum viele Insekten, Vögel und Blumenwiesen verschwinden“ und zum Start der neuen Serie „Zurück zur Natur“ (TV vom 4. Juni):

Was haben wir uns über den großen Artikel auf Seite eins und die ganze Hintergrundseite über bunte (Wiesen) Biotope gefreut! Der Auftakt zu einer neuen Serie ist das sogar! Und dazu fast in jeder Ausgabe des Volksfreunds tolle Leserfotos von Natur und Schmetterlingen! Ganze Fotoseiten sogar!

Aber was kann man in eben diesem Volksfreund in den letzten Wochen auch regelmäßig lesen? Über ein neu geplantes Gewerbegebiet/Industriegebiet nach dem anderen wird (meist) lobend berichtet. Dass dabei immer Natur oder Ackerland unwiederbringlich zerstört wird, ist der Erwähnung nicht wert. Berichten sie doch einmal, natürlich mit Bildern, über die Zerstörung von eben diesen Wiesen und den Äckern!

Was für eine Volksfreund-Serie wird es wohl in ein paar Jahren geben? Lassen wir uns überraschen!

Übrigens, dass man Geld nicht essen kann, ist eine schon ältere Tatsache.

Achim Ochs, Traben-Trarbach

Es ist nicht der Landwirt, der die Insekten- und Vogelzahl dezimiert. Es ist das System. Es ist nicht der Gartenbesitzer, der keine Rücksicht mehr auf Flora und Fauna nimmt. Es ist das System. Es ist nicht der Waldarbeiter, der den Wald zum Sterben und nun zum Brennen gebracht hat. Es ist das System.

Es ist das System, in dem wir leben. Dieses System bestimmt, was geschieht. Wer weiß schon, wer das System bestimmt?

Nach 18 Jahren als selbständiger Gärtner möchte ich diese Tätigkeit nicht mehr ausführen. Aufgrund meiner Rücksichtnahme erleide ich nur Nachteile. So wie der Landwirt, Gartenbesitzer, Waldarbeiter, wenn er Rücksicht nehmen würde.

Ich erhielt eine schriftliche Rüge, weil ich einen Teil des Blühenden nicht gemäht hatte. Ich wurde angeschrien, weil ich nicht zum ungeeigneten Zeitpunkt mähen wollte. Mir wurde zuletzt schon mit Giftschlucken gedroht, wenn ich die Wiese hinter dem Haus nicht ständig mähen würde.

Und noch ein erlebtes Highlight aus all den Jahren: Vormittags half ich ehrenamtlich mit, einen Krötenzaun aufzubauen, damit diese Amphibien nicht plattgefahren werden sollten. Mittags war ich auf dem Grundstück eines Gartenbesitzers, der schon einen Krötenzaun um sein Grundstück montiert hatte. Aber nur, damit keine weiteren Kröten mehr in seinen Teich gelangen sollten. Als ich eintraf, warf er den Laich mit einem Köcher zum Trocknen auf die Wiese.

In diesem System habe ich gearbeitet. Eigentlich bräuchte ich Psychopharmaka, um dieses alles zu verkraften. Ich habe genug von diesem System. Nur wovon soll ich leben?

Richten Sie sich bitte nach den Anweisungen des Nabu. Dessen Gründerin Lina Hähnle (am 1. Februar 1899 unter dem Namen „Bund für Vogelschutz“) würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie dieses heute miterleben müsste.

Christian Krebs, Konz

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