Gesundheit Das Maß aller Dinge ist ... der Mensch

Zur Berichterstattung über die Corona-Pandemie schreiben Horst Becker und Dr. Christoph Ritz:

Zur Einordnung des Folgenden: Ich bin 73 Jahre alt und gehöre (noch) – unabhängig von meinen Vorerkrankungen – laut dem Bundesministerium für Gesundheit zu der Risikogruppe II mit dem wenig beruhigenden Prädikat „hohe Priorität“, was die Impf-Reihenfolge gegen das Coronavirus betrifft.

Ich will aber nicht in den wachsenden Chor derjenigen einfallen, die die schändliche und kolossale Fehlleistung der politischen Entscheidungsträger und der von ihnen zu verantwortenden Bürokratien in EU, Bund und Ländern anprangern, so schlafmützig und inkompetent gewesen zu sein, ausreichende Mengen von Impfstoff zu besorgen, so dass eine rasche Immunisierung der Bevölkerung erreicht werden kann. Ich will stattdessen an dieser Stelle noch einmal deutlich zu machen versuchen, wie wenig zielführend und manchmal geradezu widersinnig in großen Teilen die bisherige Strategie der Pandemie-Bekämpfung gewesen ist und (leider) immer noch ist.

Ich halte das Coronavirus keineswegs für ungefährlich. Aber sind harte Lockdowns über viele Monate hinweg mit dem Schließen von Kitas und Schulen, von Hotels und Restaurants, von dem In-die-Pleite-treiben ganzer Wirtschaftszweige und dem Anhäufen von gewaltigen, nicht mehr abzutragenden Schuldenbergen noch verhältnismäßig angesichts eines Virus, das in erster Linie eine Gefahr für alte Menschen ist?

Die seit einem Jahr an das Robert-Koch-Institut gemeldeten circa 65 000 Todesfälle sind zum großen Teil nicht an Corona gestorben, sondern sie sind auf das Virus positiv getestet worden. Ein positiver Test sagt nichts oder wenig über die eigentliche Todesursache aus. Laut Statistischem Bundesamt sterben täglich in Deutschland etwa 2700 Menschen, jährlich also 985 500; davon viele an Krebs, Herzkreislauf- und anderen Erkrankungen.

Vor dem aktuellen Lockdown war der mehr als fragwürdig festgelegte Inzidenzwert von 50 das fetischistische Maß aller Dinge, jetzt hören wir von 35. Dann könne man über Lockerungen nachdenken, doch halt: Da sind ja die Mutationen, und schon reden wir über Lockdown an Ostern und sehr wahrscheinlich lange darüber hinaus. Und das alles verordnet von einem Küchenkabinett, bestehend aus Kanzlerin und Ministerpräsidenten – ein gesetzlich und politisch mehr als fragliches Verfahren, das unbedingt gestoppt werden muss.

Horst Becker, Arzfeld

Zum Leserbrief von Dr. Hermann Severin unter der Überschrift „Vorbei ist vorbei“ (TV vom 13./14. Februar):

Ich kann den Schlussfolgerungen von Dr. Severin nicht folgen. Schaut man sich die Daten vom Statistischen Bundesamt genauer an und zitiert sie exakt, so starben im Jahr 2020 984 001 Menschen. Dies ist der höchste Wert im Zeitraum von 2016 bis 2020.

Der nächsthöhere Wert ist im Jahr 2018 zu verzeichnen mit 954 874 Personen. Somit starben 2020 drei Prozent mehr Menschen. Dabei ist zu bedenken, dass in 2018 ein sehr heißes Sommerhalbjahr herrschte und viele ältere Menschen an den Hitzefolgen starben. Vergleicht man die vulnerable Altersgruppe von 80 bis 85, so starben 2018 durchschnittlich 3389 Menschen pro Monat, 2020 lag dieser Wert bei 3724 (plus 9,9 Prozent).

Ab der Kalenderwoche 47 im Jahr 2020 stieg nicht nur der Corona-Inzidenzwert, sondern auch die monatliche Todeszahl in dieser Altersgruppe auf 4775 im Durchschnitt (2018: 3519) und somit um 35,7 Prozent. Dies kann nicht mit der natürlichen Sterberate in dieser Altersgruppe erklärt werden.

Zudem haben verschiedene Studien von Pathologen gezeigt, dass mehr als 70 Prozent der Corona-Toten wegen der Infektion starben (siehe unter anderem: Ärzteblatt vom 20. August 2020).

Ja, Achtzigjährige sterben, aber ein Mensch, der 2019 achtzig Jahre alt war, hatte eine weitere durchschnittliche Lebenserwartung vom acht Jahren (Männer) beziehungsweise 9,5 Jahren (Frauen).

Dr. Christoph Ritz, Traben-Trarbach

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