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Zum Artikel "Ein denkwürdiger Abend" (TV vom 23./24. Januar):

Ein ungewöhnlicher Abend war es in jedem Fall: Das Philharmonische Orchester Trier unter Leitung seines Chefdirigenten Victor Puhl hatte eingeladen zu "Klängen aus Mittel- und Südamerika", und vieles an diesem "denkwürdigen Abend" war einfach anders. Das Haus voll besetzt wie selten zuvor. Ein Podium, auf dem alles sehr gedrungen wirkt, weil man Platz schaffen muss für eine Tanzfläche im Hintergrund und im Solistenkonzert für ein zusätzliches Perkussionsinstrument von annähernd den Ausmaßen eines Konzertflügels. Orchestermusiker, die den Schwung ihres Leiters mittragen, ja sich am Ende selbst in eine Choreographie einbeziehen lassen, die an diesem Abend zum Zentrum des Geschehens wird. Auch das Publikum setzt ungewöhnliche Akzente: Die Begrüßung der Musiker fällt ausgiebiger aus als sonst, signalisiert bereits vorab Begeisterung und hohe Erwartungen. Es wird zwischen den Sätzen im Solistenkonzert spontan geklatscht, dafür endet der Beifall im Anschluss an das Marimba-Konzert so plötzlich und unvermutet, dass die übliche Überreichung eines Blumenstraußes an die Solistin erst im zweiten Teil des Abends erfolgen kann und die sicherlich eingeplante Zugabe entfallen muss.

Und der Abend endet mit stehenden Ovationen und dem Gefühl, dass der Publikumsraum mit einem Mal zu eng geworden ist, weil man mit dem Orchester mittanzen will. Und die Musik: Auch hier wird hierzulande eher Ungehörtes präsentiert, sieht man einmal von den Vertretern aus Nordamerika (Gershwin, Copland und Bernstein) ab.

Und schon geschieht es, dass Musik ertönt, die sogar beiden anwesenden TV-Reportern so unbekannt ist, dass sie ein weiteres Kuriosum dieses Abends nicht ausmachten. Das letzte Stück vor und das erste Stück nach der Pause wurden ausgetauscht. José Pablo Moncayos "Huapango" wurde noch vor der Pause gespielt. "Stammesriten und Dorffest-Rivalitäten" prägen dessen Balletteinlagen, womit Reveriano Camil in seiner Choreographie einer Musik gerecht wird, die in seiner Heimat Mexiko quasi den Status der "zweiten" Nationalhymne besitzt. Der beschriebene "Nightmare on Augustinerhof" hingegen bezieht sich auf Silvestre Revueltas "Sensamaya", in dem offensichtlich Anklänge an die Mayakultur in die Choreographie einbezogen wurden. Alles in allem Impressionen eines "denkwürdigen Abends", dessen musikalische und tänzerische Qualitäten gerne eine Fortsetzung erfahren dürfen.

Peter Suska, Trier

Theater

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