Leserbrief Dem Terrorismus den Nährboden entziehen

Terrorbekämpfung

Zum Artikel „USA können nun endlich abschließen““ und zum Leitartikel „Die Supermacht und der Abschied von einer Illusion“ (beide TV vom 11. September):

Ich bin über die grausamen und menschenverachtenden Terroranschläge von 9/11 in den USA immer noch empört und trauere um die Toten. Die Täter hätten vor ein internationales Gericht unter Verantwortung der UN gestellt werden müssen. Das aktuelle Gedenken an die Opfer ist sinnvoll. Aber wer gedenkt der hunderttausenden Toten, die meisten darunter Zivilisten, die der 20-jährige Krieg gefordert hat?

Die Behauptung, mit Waffengewalt und Drohneneinsätzen könnten Terror besiegt und friedliche Gesellschaften aufgebaut werden, ist spätestens seit den Desastern in Afghanistan, Irak, Libyen entzaubert. Konflikte müssen ohne Krieg gelöst werden, denn militärische Strategien gegen den Terror wirken eher konfliktverschärfend und terrorismusfördernd.

Der militärisch geführte „Anti-Terror-Krieg“ hat zur Erosion völker- und menschenrechtlicher Normen sowie zur Unglaubwürdigkeit des Westens als Wertegemeinschaft beigetragen. Dem Terrorismus muss der wirtschaftliche, soziale, politische und ideologische Nährboden entzogen werden, auf dem er gedeiht. Denn nur so — und nicht mit Krieg — können die Herzen und Köpfe der Menschen gewonnen werden: Humanitäre Missionen oder Missionen, die entwicklungspolitische Ziele haben, wirken langfristig effizienter gegen terroristische Gruppen. Erforderlich sind diplomatisch-politische, polizeilich-juristische, entwicklungspolitische sowie integrations- und kulturpolitische Herangehensweisen und Methoden.

Es ist höchste Zeit, dass die Politik sich endgültig von dem Glauben an die Wirksamkeit militärischer Auslandseinsätze verabschiedet. Ein generelles Umdenken zu ziviler Sicherheitspolitik und Konfliktbearbeitung ist überfällig.

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