Denkanstöße und neue Sichtweisen

Alternative Lebensformen für ältere Menschen sind im Trend, wie auch der Artikel im TV beweist. Es ist schön zu hören, dass Menschen Initiative ergreifen und selbst kreativ werden. Wer allerdings zur Romantisierung oder Idealisierung solcher Alten-WGs neigt und obendrein billige Argumente gegen Altenpflege-Einrichtungen dafür heranzieht, tut weder sich selbst noch anderen einen Gefallen.

In vielen Einrichtungen der Altenpflege gehören heute Angebote wie das flexible Frühstück, die Haltung von Tieren oder das Ausleben von Hobbys längst zur Realität. Oder auch die individuelle Gestaltung des eigenen Alltags (auch bei schwerster Krankheit), ein möglichst flexibler Tagesablauf und die Vorbeugung gegen Einsamkeit. Ganzheitliche Betreuung und Pflege gehören zur Tagesordnung. Auch die Nähe zur Innenstadt und die ärztliche Versorgung sind mit dem Angebot auf dem Lande nicht zu vergleichen. Unterschiedliche Mitarbeiter helfen bei Problemen gleich welcher Art, so dass sich die Bewohner gut aufgehoben wissen. Das alles muss eine angestellte Pflegekraft in der Senioren-WG erst einmal unter Beweis stellen. Wie geht es weiter, wenn sie in Urlaub fahren möchte oder einmal krank wird, wer kümmert sich um Bedürftige in der Nacht, wie werden schwerstkranke Bewohner rund um die Uhr betreut und gepflegt? Und wie wird man mit auftretender Demenz fertig? Auch im Zusammenleben einer kleinen Gemeinschaft sind Regeln und Kompromisse unausweichlich. Vieles scheint mir hier nicht bis zum Ende durchdacht, und zum guten Schluss sind dann die zuvor kritisierten Institutionen der Altenpflege doch wieder gut genug, weil man es vorne und hinten nicht mehr schafft. So bleibt die Frage, welche Lebensform im Alter wünschenswert und richtig ist, weiter offen. Jeder muss seine Antworten hierzu selber finden. Neue Lebensformen geben Denkanstöße und bringen neue Sichtweisen ins Spiel. Sie sind wichtige Hilfen für die Weiterentwicklung der Altenpflege. Aber ohne eine realistische und differenzierte Betrachtung von Pro und Kontra besteht die Gefahr, dass den Betroffenen schnell die Luft ausgeht. Manfred Zonker, Trier Geschäftsführer Residenz am Zuckerberg

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