Denke gerne an Biesdorf zurück
Zum Artikel "Für mich war Biesdorf die Hölle" (TV vom 10. März) schreibt dieser TV-Leser aus Mainz:
Kindesmissbrauch ist eines der schlimmsten Verbrechen. Das rechtfertigt aber nicht, dass wegen der Verbrechen eines Einzelnen die ganze Schule und deren ehemaliges Internat in Biesdorf und damit die ganze katholische Kirche angefeindet werden. Ich bin 63 Jahre alt, Vater von zwei erwachsenen Kindern und Schulleiter in Mainz. In den 60er Jahren besuchte ich zwei Schulen der Missionare von der Heiligen Familie, von 1960 bis 1964 deren Schule mit Internat in Altenhundem/Sauerland, von 1964 bis 1968 das St. Josef-Gymnasium mit Internat in Biesdorf. 35 Jahre bin ich inzwischen Lehrer, seit 20 Jahren Schulleiter an einer Fachschule in Mainz.
Ich weiß aus dieser langen Erfahrung als Lehrer und auch Schulleiter, wie sensibel der Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist und wie in den pädagogischen Tätigkeitsfeldern überall und tagtäglich Gefahren lauern.
In meiner achtjährigen Internatszeit in Altenhundem und Biesdorf wurden weder ich noch meine Mitschüler gewalttätig behandelt. Rückblickend muss ich sagen, dass wir Kinder und Jugendliche in dieser Zeit auch für manchen Blödsinn und Streich bereit waren und unsere damaligen Lehrer und Erzieher manchmal bis aufs Äußerste herausgefordert haben, und auch das war uns klar - falls wir "erwischt" wurden - dafür auch hin und wieder Sanktionen in Kauf nehmen mussten, welche zu dieser Zeit allgemein üblich waren. Zu keiner Zeit empfand ich diese Sanktionen als Gewalt.
Ich habe den Missionaren von der Heiligen Familie vieles zu verdanken und denke gerne an meine vier Jahre in Biesdorf zurück.
Alfons Grobbel, Mainz
katholische kirche