Denn sie wissen nicht, was sie tun

Zum Artikel "Trierer Fernsehpfarrer fordert Abschaffung des Pflicht-Zölibats" (TV vom 21. Februar):

Mutige Worte vom Trierer Pfarrer Stephan Wahl. Er nutzte "Das Wort zum Sonntag", um sich für eine Lockerung des Zölibats auszusprechen. Damit steht er nicht alleine, doch selten hat sich jemand so offensiv dafür stark gemacht.

Er hat das ausgesprochen, was viele denken. Der Zölibat muss nicht abgeschafft werden, es soll den Priestern der katholischen Kirche aber freigestellt werden, ob sie Ehelosigkeit geloben wollen. Damit würde den Geistlichen eine große Last von den Schultern genommen werden.

Dass es aber dazu kommt, ist mehr als unwahrscheinlich. Dafür ist das System zu sehr verkrustet, und es gibt zu viele "Hardliner". Die Herren, die darüber befinden, haben ihre eigenen Prinzipien, und die kommen vor dem Allgemeinwohl. Da wird eine Seligsprechung schneller angeschoben als eine kirchenrelevante Debatte mit offenem Ausgang. Der kleine Mann und die kleine Frau von der Straße dürfen die Kommunion austeilen und im Pfarrgemeinderat mitarbeiten, aber sie sollen, wenn es darauf ankommt, den Mund halten. Wir wissen schon, was wir tun, und was wir tun ist richtig, so das Credo aus Rom. Willkommen auf der Titanic!

Dabei wäre es zu schön, würde der Zölibat gelockert, nicht nur der Priester wegen. Die sonntäglichen Predigten in den Kirchen über Kinder und Familie würden nicht mehr nur aus einem theoretischen Kontext kommen, sondern wären plötzlich praxisorientierter. Ihre Worte hätten auf einmal viel mehr Glaubwürdigkeit. Die Priester hätten die Chance, ein normales Familienleben zu führen, mit allen Nöten und Sorgen, die da so vorkommen, aber auch mit den vielen schönen Dingen. Dann können sie auch in ihrer Funktion als Seelsorger viel gezielter vorgehen und eine Gemeinde betreuen. Wie kann denn jemand ein Eheseminar abhalten, zwei Menschen vor der Hochzeit betreuen, wenn er selbst gar nicht heiraten darf? Die katholische Kirche sollte sich nach der Bibel richten. Dort steht sinngemäß: Das erste Gebot ist die Liebe. Dann kann es in Bezug auf den Zölibat nur heißen: Wer stärker ist als die Liebe, der werfe den ersten Stein.

Thomas Fickinger, Trier

katholische kirche

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