Deo Gratias!

Zum Artikel "Der Papst mag es nach alter Sitte" (TV vom 9. Juli):

Ich selbst bin als 1963 Geborener nur mit der "erneuerten 69er Liturgie" groß geworden in einer modernen Mainzer Stadtteilpfarrei. Alle Wirrungen und Irrungen der "erneuerten Liturgie" habe ich erfahren. Nach dem ersten Kontakt mit der überlieferten Liturgie über einen Studienfreund habe ich diesen Ritus lieben und schätzen gelernt. Ich habe mich schon nach meinem ersten Besuch einer solchen heiligen Messe gefragt, warum die Kirche mir über Jahre hinweg diesen Ritus vorenthalten hat. Genau vor solchen Reaktionen scheinen manche "modernen Theologen" Angst zu haben, wenn sie an eine Erleichterung der Bedingungen für die Verwendung des "alten Ritus" durch Papst Benedikt XVI. denken. Psychologisch kann ich diese Angst durchaus verstehen - wird doch das Lebenswerk von vielen liturgisch postkonziliar engagierten Theologen damit zumindest infrage gestellt. Aber irgendwann wird man sich angesichts der dramatisch leer gewordenen Kirchen schon der Frage stellen müssen, ob nicht auch liturgische Fehlentwicklungen nach dem Konzil daran zumindest mitschuldig sind. Die Liturgie von 1969 kann sich übrigens in weiten Teilen eben gerade nicht auf das II. Vatikanische Konzil berufen. In diesem wurden allenfalls behutsame liturgische Änderungen angeregt, keinesfalls die später durchgeführte Liturgierevolution empfohlen. Schon seit 1993 habe ich in Trier versucht, eine so genannte "Indultmesse" ermöglicht zu bekommen. Erst 2004 hat dies Bischof Marx dankenswerterweise erlaubt. Seitdem findet an jedem Sonn- und Feiertag eine heilige Messe im überlieferten Ritus um 15 Uhr in der Kirche der Weißen Väter in der Dietrichstraße in Trier statt. Den schon von Papst Johannes Paul II. in seinem "motu proprio" von 1988 erbetenen großzügigen Umgang mit der Erlaubnis der überlieferten Liturgie habe ich mir immer anders vorgestellt. Diese Probleme gehören der Vergangenheit an. Papst Benedikt hat sich mit der Freigabe der überlieferten römischen Liturgie ewige Verdienste erworben. Der seit vielen Jahrhunderten gefeierte klassische römische Ritus wird als außerordentliche Form anerkannt und erhält damit nach mehr als 35 Jahren der De-facto-Abschaffung wieder seinen festen Platz in der Kirche zurück. Deo Gratias! Stefan Schilling, Trier katholische kirche

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