Der größte gemeinsame Nenner

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Hermann Schaer aus Trier schreibt zur Ausgabe vom 14./15. August: Skandal auf Seite eins! Was wirklich alle interessiert - Überschwemmungen in China und Pakistan, Hochwasser an Oder und Weichsel, Brände in Russland und Portugal, Ölpest im Golf - das ist in dieser Wochenend-Ausgabe, wenn überhaupt, auf Seite 21 unter "Kultur" zu finden!

Für die Seite eins finden sich von den angeblich Tausenden dpa-Meldungen pro Tag nur zwei kurze Artikel ("Mittelalterpfad" und "Stärkstes Wachstum").

Beherrscht wird die Seite von der Schlagzeile "Staatsanwaltschaft will Eifeler CDU-Politiker Billen anklagen". Das Thema ist nun wirklich so abgedroschen, dass es bestimmt nicht dahin gehört, zumal ihm zusätzlich noch die halbe Seite drei geopfert wird. Das hat mit "überparteilich" - laut Kopfzeile des TV - nichts zu tun, es hat eher SPD-Stallgeruch.

Lieber Herr Schaer,

vielen Dank für Ihren Beitrag. Die Seite eins ist das Schaufenster der Zeitung. Hier präsentiert die Redaktion das Neueste, Spannendste, Unterhaltsamste, Aufregendste, Wissenswerteste. Und macht - hoffentlich - Lust und Laune, den Rest des Blattes zu durchstöbern.

Völlig klar, dass die Auswahl nicht alle Leser gleichermaßen begeistert. Wäre ja auch seltsam, denn dann müssten wir jeden Tag denselben faden Einheitsnachrichtenbrei anrühren. Nein, danke!

Die einen interessieren sich für Politik, die anderen für Oper, wieder andere für Fußball, für die Schönen, Reichen und Berühmten, für die Lotto-Zahlen, für Sonderangebote, für Trauer-Anzeigen. Immer wieder ertönen Rufe: Mehr Politik! Mehr Oper! Mehr Fußball! Mehr dies! Mehr das! Ein Ding der Unmöglichkeit. Die Informationsflut ist chaotisch, nur ein Bruchteil der Nachrichten, die um den Globus rasen, "passt" in die Zeitung.

Aufgabe der Redaktion: sortieren, aufbereiten, deuten.

Bei der Entscheidung, was wichtig ist und was nicht, orientieren wir uns am größten gemeinsamen Nenner: den lokalen und regionalen Nachrichten - für 90 Prozent der Volksfreund-Leser unverzichtbar. Das, was unmittelbar vor der Haustür geschieht. Themen, über die man in Trier, in der Eifel, im Hunsrück und an der Mosel spricht. Informationen, die Sie sonst nirgendwo erhalten.

Ereignisse wie die Flut in Pakistan oder die Waldbrände in Russland, die über Tage und Wochen andauern, werden nicht automatisch auf Seite eins berichtet, sondern je nach Nachrichtenwert. So kann es vorkommen, dass der x-te Artikel am x-ten Tag der Katastrophe "nur" im Inneren platziert wird. Am vergangenen Samstag, lieber Herr Schaer, etwa auf Seite 31 unter dem Seitenkopf "Welt".

Es ist nicht unser Ziel, möglichst viele Agentur-Meldungen im Blatt unterzubringen oder die "Tagesschau" vom Vorabend nachzuerzählen. Sondern eigene Akzente zu setzen und Neuigkeiten zu recherchieren - vorwiegend aus der Region, immer am Puls der Menschen, die unsere Leser sind.

Der "Fall Billen" ist keineswegs abgedroschen. Unsere Reporter gehen den Dingen auf den Grund, erklären neue Entwicklungen, ordnen sie ein. Auf die Gefahr hin, Sie zu langweilen, werfe ich die Gebetsmühle an: Der Volksfreund ist keiner Ideologie und keiner Partei verpflichtet, sondern unabhängig. Mal trifft es die CDU (hier: Polizeidatenaffäre), mal die SPD (Stichwort: Nürburgring).

Herzliche Grüße!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

Lob, Kritik, Anregungen?

E-Mail: forum@volksfreund.de

Internet: http://forum.blog.

volksfreund.de


Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort