Der Mallorca-Satz

TRIER. (-art) Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen – die Chefredaktion antwortet.

Werner Braun aus Fließem schreibt: Warum muss immer jeder "Mist" - besonders im Lokalen - kommentiert werden, selbst wenn es nichts zu kommentieren gibt (oder dem Redakteur rein gar nichts dazu einfällt)? Oft sind die Zeilen im Kommentar nichts weiter als eine Wiederholung der bereits im Artikel genannten Fakten! Sehr geehrter Herr Braun, die Nachricht ist heilig, die Meinung frei. Dieses alte Motto der "New York Times" gilt noch immer. Fakten, Fakten, Fakten bilden nach wie vor das inhaltliche Gerüst jeder Zeitung - die blanke Information. Eine Nachricht (Meldung, Bericht) beantwortet ganz sachlich und möglichst objektiv die so genannten W-Fragen: Wer? Wann? Was? Wo? Wie? Warum? Die Interpretation der Fakten, die Meinung, ist subjektiv. Leitartikel, Kommentare und Glossen spitzen bewusst zu, um den Lesern einen Anreiz zur eigenen Meinungsbildung zu geben. Eine Zeitung, in der nicht kräftig debattiert wird (dazu zählen auch Leserbriefe oder Weblogs!), wäre ziemlich langweilig. Aus Umfragen wissen wir: Die große Mehrheit der TV-Leser schätzt Kommentare, weil sie oft neue Perspektiven eröffnen. Nachricht (objektiv, "heilig") und Kommentar (subjektiv, "frei") sind strikt getrennt. Kein Autor darf allerdings voraussetzen, dass der Leser die Nachricht kennt - den "Auslöser" des Kommentars. Deshalb wird das Thema noch einmal umrissen. Das mag im Einzelfall wie eine Wiederholung wirken, ist aber wichtig: Denn der Leser muss wissen, worum es geht, damit er der Argumentation des Kommentators folgen kann. Der beleuchtet und bewertet das Thema von allen Seiten, wägt das Für und Wider ab und macht seinen eigenen Standpunkt deutlich. Erklären, erklären, erklären und es dem Leser so leicht wie möglich machen - das gilt nicht nur für Kommentare, sondern für alle Artikel im TV. Ein Beispiel: Wenn Themen sich über Wochen hin entwickeln und mehrmals aufgegriffen werden, rechnen die Redakteure immer mit dem "Erstleser" - der möglicherweise im Urlaub auf einer Balearen-Insel war und die Vorgeschichte nicht kennt. Bitte an den "Mallorca-Satz" denken, heißt es dann in der Redaktionskonferenz. Also: in aller Kürze wiederholen, was bislang geschah. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur Fragen zur Zeitung? Lob, Kritik, Anregungen? Schreiben Sie uns. E-Mail: forum@volksfreund.de Fax: 0651-7199-409 Brief oder Postkarte: Trierischer Volksfreund, Forum Hanns-Martin-Schleyer-Str. 8 54294 Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort