Dicht an dicht, still und kühl

Zum Artikel "Mehr Sonne und weniger Schnee" (TV vom 16. April):

Die künftigen Sommer werden also wärmer, um nicht zu sagen heißer werden. Die Klimaanlagen-Branche wird sich freuen. Warum nicht auch die Baubranche? Sehr wahrscheinlich wird man die "alten" Häuser, also die in der "Vor-Warmzeit" gebauten, mit Klimaanlagen ausstatten müssen. Für künftige Neubauten und ganze Konglomerate muss das nicht unbedingt gelten.Sollte man sich nicht Anregungen aus der antik-römischen und arabisch-maghrebinischen Bauweise holen? Wer einmal in Pompeji oder in einem maghrebinischen Dorf, etwa in Marokko oder auch in Andalusien gewesen ist, wird sich eine Vorstellung machen können, was ich meine. Typisch für die arabische Bauweise sind zum Beispiel die Arkadengänge, die den gesamten Innenhof umgeben. Aus dem Halbschatten, der Ruhe und der Kühle des Hauses (ohne Klimaanlage!) tritt der Besucher in einen hellen, unter den umlaufenden Arkaden allerdings schattig-kühlen Garten. Er erlebt den Garten als den geschmückten Hof, den intimen, uneinsehbaren und dennoch offenen Bereich eines Gebäudes. Die Häuser sind dicht an dicht in ähnlicher äußerer Gestaltung gebaut. Auch in den meisten Häusern Pompejis - wie übrigens auch im antiken Trier - spendete ein Innenhof, ein Peristyl, Intimität, Stille und Kühle.Aufgrund der dichten Bebauung waren dort damals und sind heute in den mediterranen Dörfern die schmalen Straßen und Gassen schattig, im regenreichen Winter gewähren äußere und innere Arkadengänge Schutz - Regenschirme waren und sind dort überflüssig. Raumverschwendung findet nicht statt, Nachbarschaftsprobleme aufgrund von Pflanzenwuchs oder Lärmbelästigung auch nicht. Wer seine Nachbarn sehen möchte, tut das auf der Straße oder er lädt sie ein. Unsere gegenwärtige Bauweise ist ein Resultat aus germanischer Tradition (die Germanen schätzten Einzelhöfe und weiten Raum herum, sie litten unter oft strengen Wintern) und neuzeitlichem Individualismus (mit oft recht eigenwilliger Baugestaltung). Beides wird angesichts des Klimawandels zumindest baulich nicht mehr opportun sein. Helmut Michael Wilmes, Ralingen-Wintersdorf klima

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