Leserbrief Europa ist ein wunderbarer Kontinent, die EU ist eine Zauder-Gemeinschaft, und die Euro-Zone ist ein Chaos-Club

Geldpolitik

Zu den Artikeln „Joachim Nagel wird Bundesbankpräsident“ (TV vom 21. Dezember), „Es wird teurer – die riskante EZB-Politik“ (TV vom 18. Dezember) und „Die Büchse der Pandora: Geldgeschäfte im Graubereich“ (TV, 5. Oktober):

20 Jahre nach Einführung des Euro haben wir wieder einen neuen Präsidenten für die Bundesbank. Es stellt sich die Frage, warum seine zwei Vorgänger diesen Job hingeschmissen haben. Zwei Präsidenten mit bestem Fachwissen wie Axel Weber und Jens Weidmann sind aus meiner Sicht bei ihrem Auftrag, die Preisstabilität zu erhalten, von den Möchtegern-Fachleuten unter der Glaskuppel ausgebremst worden. Das Spiel wurde mit Bruch des Maastricht-Vertrages angepfiffen und wird immer wieder verlängert. Ein Bundesbank-Präsident ist nur Linienrichter und hat sich den Entscheidungen des Schiedsrichters zu beugen. Die EZB (Europäische Zentralbank) kauft seit der Griechenland-Krise Staatsanleihen in astronomischen Höhen von überschuldeten Ländern. Ein erhebliches Risiko für die Stabilität unserer Währung. Die Präsidenten Jean-Claude Trichet, Mario Draghi und auch Christine Lagarde nutzen meines Erachtens die Lizenz zum Gelddrucken, um sich selbst als Retter jeder Krise zu profilieren. Die Folgen dieser Geld-Politik zeigt Wirkung.

Die Rechnung der Griechen, die mit gefälschter Bilanz in die Euro-Zone aufgenommen wurden, ist aufgegangen. Die Steuerhinterziehung in hoher zweistelliger Milliardensumme wird nun von Steuerzahlern und Sparern der Nordländer ausgeglichen. Ein Grund für diese erfolgreiche Praxis ist laut „Welt am Sonntag“, dass hohe Beamte und Funktionäre an der Steuerhinterziehung kräftig mitverdienen.

Das gilt auch für die unzähligen Scheinfirmen, mit deren Hilfe fiktive Betriebsausgaben von der Steuer abgesetzt werden. Viele dieser Briefkastenfirmen gehören offenbar hohen Finanzbeamten oder Funktionären der Parteien. Sie haben kein Interesse daran, dass sich das System ändert.

Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält offenbar zu Gunsten der Schuldenstaaten an den Anleihekäufen und der Null-Zinspolitik fest. Die Begründung dieser Geldpolitik ist auf vielen Seiten dokumentiert. Das Wort Inflation kommt meines Wissens darin nicht vor. In Fachkreisen der Finanzwelt trägt sie den eleganten Namen „Madame Inflation“. Der großzügige Geldsegen der EZB weckte auch bei andern Schuldenstaaten Begehrlichkeiten. Ob und wie lange der neue Bundesbank-Präsident die falschen Entscheidungen der Oberliga erträgt oder gar gut findet, wird die Zukunft zeigen.

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