Meinung Die Gefahrenquelle muss abgestellt werden

Zu unserem Artikel „Höfken: Weiterbetrieb von Reaktor Tihange sehr riskant“ (TV vom 2. Februar) meint Ullrich Papschik:

Zu unserem Artikel „Höfken: Weiterbetrieb von Reaktor Tihange sehr riskant“ (TV vom 2. Februar):

In Bitburg und Umgebung gibt es Blickpunkte, von denen die Kühlwasserfahnen der Reaktoren aus Cattenom gut sichtbar sind. Die Entfernung zum belgischen Risse-Reaktor Tihange ist derzeit auch kein Ruhepolster für mich und andere besorgte Bürger.

Das absolut Schlimme und Unfassbare an der Pannengeschichte ist eigentlich, dass das erste deutsche Umweltministerium nach der Katastrophe von Tschernobyl neu gegründet wurde und derzeit – trotz einer brisanten Gefahrenlage – nur über Klageverfahren, Jodtabletten-Verteilung, Überarbeitung von Katastrophenplänen und dem eventuellen Stopp von deutschen Kernbrennstoffen debattiert wird.

Wozu werden in Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland und den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland teure Umweltminister samt Beamtenstäben unterhalten, wenn diese – anstatt gemeinsam zu beratschlagen – fast gar nichts für die Sicherheit der verängstigten Bevölkerung tun können?

Die erste Maßnahme bei einer erkannten Gefahr ist doch nach menschlichem Verstand und Vernunft, die Gefahrenquelle abzustellen oder die Gefahr zu minimieren. Löschen muss die Feuerwehr in Belgien zwar noch nicht, aber damit es nicht zum Einsatz kommen muss, könnte die deutsche Brennelemente-Lieferung so lange angehalten bzw. ausgesetzt werden, bis der Gefahrenherd auch nach deutscher Sicht wieder sicher geworden ist.

Möglichkeiten in dieser Richtung gibt es sicherlich, wenn der Wille des Handelns zum Schutz der Bevölkerung vor das Gewinnstreben der Elektrokonzerne gestellt wird. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs sagte schon der bekannte evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, dass man notfalls auch dem Rad in die Speichen greifen darf. Von 1993 bis 2007 wurden über 1330 Kinder aus der belarussischen Tschernobyl-Region in die Eifel zur Erholung eingeladen.

Ich möchte an dieser Stelle die verantwortlichen Umweltminister und Direktoren der Kernkraftwerke in Tihange und Cattenom fragen: Wo schicken wir unsere Kinder hin, wenn in Tihange oder Cattenom aus den vielen Rissen und Pannen ein Loch entstehen sollte, was sich nicht mehr stopfen lässt ?

Ullrich Papschik, Bitburg

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