Politik Die Menschheit versagt

Zur Berichterstattung über Flüchtlinge und die Seenotrettung im Mittelmeer schreiben Manfred Schmitz und Peter Bollig:

Dass Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen, ist menschenunwürdig, dass sie im Mittelmeer ertrinken, unerträglich! Doch so alternativlos die Rettung der Flüchtlinge vor dem Ertrinken auch ist, sie ist nur das Kurieren am Symptom: Nur die Beseitigung der Fluchtursachen vor Ort – Hunger, Durst, Terror und Krieg – durch Hilfe zur Selbsthilfe ist die Lösung.

Doch die gegenwärtige politische Konstellation, insbesondere die wachsende Unversöhnlichkeit zwischen den Drahtziehern des Elends, den Großmächten, der Bevölkerungsdruck durch ruinöse Vermehrung in den Problemzonen und – last but not least – die mangelnde Bereitschaft zum Teilen von Reichtum lassen die Lösung des Problems als aussichtslos erscheinen.

Kriege um Wasser und Dürren werden alsbald das Problem dramatisch verschärfen und monströse, nicht mehr beherrschbare Völkerwanderungen auslösen – wenn nicht umgehend gehandelt wird.

Stinkt es nicht zum Himmel, dass  allmächtige Nahrungsmittelkonzerne sich mit Hilfe korrupter Regierungsmitglieder weltweit Land- und Wasserrechte sichern, das Grundwasser in Äthiopien und im Niger abpumpen und mit Milliardengewinn verkaufen, während Zehntausende dort verdursten und Kleinbauern von ihrem Land vertrieben werden?

Wer fischt die Ozeane leer, vermüllt sie mit Plastik, Gift und Atomabfällen und zerstört damit die Existenz ganzer Völker, und wer verfolgt in fast allen schmutzigen Kriegen Afrikas, des Nahen und Mittleren Ostens eigene Interessen? Es sind die reichen Industriestaaten in ihrer unersättlichen Gier nach Einfluss und Rohstoffen. Ebenso schlimm ist westliche Agrarpolitik, die heimische Landwirtschaften verhindert, die ihre Völker ernähren könnten, ganz zu schweigen von der künstlichen Verteuerung von Reis durch Börsenspekulation – die Liste der Perversionen wäre endlos lang!

Die ultimative Lösung wäre eine Utopie: Eine planetarische Staatsgewalt, die in der Lage wäre, rigide Wertvorstellungen mit brutaler Gewalt durchzusetzen, Mentalitäten und Traditionen zu zerbrechen, Privilegien, Machtstrukturen und Geltungssucht der Einzelstaaten, Großkonzerne, Religionen, Banken, Finanz- und Börsenwelt zu zerschlagen.

Nur ein Verrückter würde behaupten, dass das gelingen könnte. Resignation hieße aber Kollaps – Versagen des menschlichen Kollektivs! Wenigstens Deutschland sollte sich aus der Phalanx der Tatenlosen (und Mitschuldigen) befreien und beherzt mit dem Teilen beginnen.

Wir Deutschen haben in der Geschichte viel „Mist gebaut“, jetzt könnten wir beweisen, dass wir auch „anders können“; es wäre die beste Investition in unsere eigene Zukunft, in eine Lebensqualität, die nicht von hohlem Konsum, sondern menschlichem Miteinander – geteilter Freude – bestimmt wäre.

Manfred Schmitz, Flußbach

Ein Land, dessen Regierung keine Geflüchteten will, braucht auch keine Touristen!

Peter Bollig, Bettingen

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