Forum Die Vergänglichkeit des großen Rums

Fähler über Fähler: In der Hexenküche des Lektorats brodelt es.

 Peter Reinhart

Peter Reinhart

Foto: TV/Klaus Kimmling

Niemand ist vollkommen, niemand ist unfehlbar. Kein Papst, kein Kaiser, kein Nobelpreisträger, nicht einmal, ähem, der Autor dieser Zeilen. In der Textproduktion widerfahren uns Unvollkommenen und Fehlbaren die wunderlichsten Malheurs! Wie schnell ist ein Buchstabe verdreht, verschluckt, versemmelt – und keiner merkt‘s, trotz Kontrollen und Kontrollen und Kontrollen.

Das ist ärgerlich, manchmal zum Schreien komisch. Jörg Lehn, der Chef-Lektor des Volksfreunds, weiß ein Liedchen davon zu singen; seine Sammlung hohler Phrasen ist legendär. Hier einige Fundstücke aus seinem Sprachlabor, entdeckt beim Korrekturlesen, die – zum Glück! – nicht in die Zeitung gelangten, verpackt in eine klitzekleine Geschichte:

Kapitel eins: Prolog. Man darf bespannt sein auf das, was folgt. Ohne erhobenen Zeigefinder, versteht sich. Gänsehaus pur und strahlende Geichter (richtig: Gesichter). Einige werden ins Stauen kommen!

Kapitel zwei: Mutti. Trotz der historischen Wahlschleppe bleibt die Kanzlerin und Spitzkandidatin eikalt und verteidigt ihren Kurz in der Flüchtlingspolitik. Sie katapuliert (richtig: kapituliert) nicht, sie will die Menschen intrigieren, ob es den Pegida-Anfängern und anderen Wut-Burgern nun schmeckt oder nicht. Die Wähler haben in der Urne abgestimmt. Ergebnis: Wir brauchen eine neue Regierung, neue Mister (richtig: Minister), eine neue Poltik. Diese Hängepartei nervt! Verehrend, dieser Stilstand! Leise Eisen (richtig: heiße) gibt’s genug: Hatz vier, Probleme mit der Furchtbarkeit, Einschränkung der Reisfreiheit, unrentable Krakenhäuser, die Debatten über Genamis (richtig: Genmais) und Glyphosat, das nicht mehr unmittelbar vor der Ente (richtig: Ernte) eingesetzt werden soll, die Abschaltung der Atomkraftwerte

Fehlt noch, dass jemand einen Missbrauchsantrag stellt, um die ewige Mutti loszuwerden. Oder in der Lämmerkammer Rabatz macht. Final: ein Untersuchungsschuss?!

Kapitel drei: Das Spiel. Freut euch, liebe Sportsfreunde, auf ein Tennismatsch mit hochklassigen Basswechseln. Auf den Vorhänger im Gelben Trikot. Auf Basektball, Kugelsoßen, den großen Reis von Spanien. Wirklich grandios: Wenn einer trotz Oberschneklprellung auf dem Kunstrasenlatz einen Sprit hinlegt und posthum für den Ausgleich sorgt.

Kapitel vier: Die Abrechnung. Viel wäre zu erzählen von der Hochkultur, die an der Vergänglichkeit ihres großen Rums zugrunde geht. Vielharmoniker aller Länder, vereinigt euch. Wer soll das bezahlen? Einritt: 11 Euro, ermäßigt 13 Euro, heißt es. Sie können die Hälfte sparen, oder sogar ein Drittel! Und Papst Franziskus winkt seinen Gläubigern zu.

Kapitel fünf: Epilog. Nein, im Wörterbruch sind solche Wechsstabenverbuchsler nicht zu finden. Ob wir einen Journismus-Preis gewinnen? Gar einen Orcas (richtig: Oscar)? Eher nicht. Tröstlich: Der angekündigte Vortag findet nicht statt. Und jetzt brate ich mir eine Lachforelle!

Was lernen wir aus alldem? Ein bisschen Spaß muss sein. Bleiben Sie heiter. Guten Rutsch. Bis neulich!

Peter Reinhart

Stellvertretender Chefredakteur

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