Gesundheit Die Welt in Quarantäne – und danach?!

Zur Berichterstattung über die Corona-Krise schreiben Ellen Arbin-Bergen, Inge Ginter und Adam Servatius:

Wir erleben etwas Historisches – die ganze Welt ist im Ausnahmezustand, in einer globalen Quarantäne. Die Bewohner aller Länder haben etwas gemeinsam – sie sitzen alle im selben Boot. Wir werden die Corona-Krise überstehen, das Virus wird von den Bildschirmen verschwinden, aber die Angst und die Fragen werden bleiben. Politische, wirtschaftliche, aber auch philosophische Fragen.

In der Politik staune ich oft über unerwartete Reaktionen und Aussagen seriöser, hochrangiger Politiker. Höchst interessante Verhaltensweisen von Menschen in Stresssituationen. Auch in der Welt der Wirtschaft geben Experten nicht allzu rosige Prognosen. Was mich aber in dieser Zeit besonders beschäftigt, ist die Frage, welches Verhalten legt die Gesellschaft an den Tag? Was offenbart sie?

Ich höre in meinem Umfeld oft den Satz „Die Welt wird nach Covid-19 nicht mehr dieselbe sein“. Aber wie wird sie sein? Es fällt mir auf, dass Menschen über grundlegende Dinge nachdenken. Sie nennen diese Zeit „entschleunigend und besinnlich“. Diese Attribute habe ich bisher nur in Bezug auf Weihnachten gehört. Der Verzicht aktiviert offensichtlich andere Sinne. Auch ich habe viel Zeit zum Nachdenken. Ja, auch ich finde, dass die Welt nach dieser Quarantäne nicht mehr dieselbe sein wird, aber wie wird sie sein? In welche Richtung wird die Menschheit kollektiv einen Schritt machen?

Ich habe neulich einen langen Artikel darüber gelesen. Ein Experte zieht darin eine positive Bilanz, nimmt an, dass die Menschen sich insgesamt näher kommen werden. Solidarität, die in dieser Zeit an den Tag gelegt wird, schweiße die Menschen grenzübergreifend zusammen, gemeinsame Sorgen, gemeinsames Leid, gemeinsame Ängste … Als ob es etwas Neues wäre, etwas Gemeinsames zu haben.

Ist das sein Ernst? Ich sehe das anders. Was ich bis jetzt gesehen habe, ist, dass jeder in seiner Wohnung verschanzt sitzt und auf ein digitales Leben umsteigt.

Führt Isolation zu mehr Solidarität oder zu mehr Isolation? Führt erzwungenes Einschließen später zum freiwilligen Rückzug? Ich rechnete damit, dass die Ausgangssperre Sehnsüchte hervorruft, dass sich Menschen mehr nach sozialen Kontakten sehnen. Öfter zum Hörer greifen. Öfter einander schreiben. Aber ich erlebe das Gegenteil.

Und so wie mir geht es offenbar ganz vielen aus meiner Generation. Viele sind froh, „ihre Ruhe zu haben“, und zunehmend habe ich den Eindruck, dass wir uns nach der Quarantäne nicht in die Arme fallen werden.

So, als wären wir jetzt von der allgegenwärtigen Präsenz, und dem Druck, immer und überall dabei sein zu müssen, jeden zu sehen, alles mitzukriegen, ermüdet und empfänden den Zwang, uns zurückzuziehen, als erleichternd und willkommen.

Wir machen kollektiv einen Schritt in die digitale Existenz.

Ellen Arbin-Bergen, Trier

Bleibt ruhig! Bitte keine Panik! Gebetsmühlenartig wird uns das von Politikern ans Herz gelegt. Das würden auch ganz viele furchtbar gerne tun, doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Kein Fernsehsender, kein Radioprogramm, keine Tageszeitung ohne Corona-Berichte. Wo man auch hinschaut, wir werden von Corona überflutet. In diesem ungeheuren Ausmaß grenzt das schon fast an Gehirnwäsche. Ich bin absolut für ausreichende Informationen, die müssen sein, das ist auch der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medien. Jeden Abend nach der Tagesschau eine fünfzehnminütige Sondersendung, um alle wichtigen Neuigkeiten mitzuteilen; das sollte doch reichen. Einige schöne Spielfilme, die uns für ein paar Stunden von der nicht gerade erfreulichen Wirklichkeit ablenken, das würde meiner Meinung nach mehr helfen als die ewige Schwarzmalerei. Keiner verschließt sich der Realität, aber bitte mit Maß und Ziel!

Inge Ginter, Trier

Die Corona-Krise hält die Welt in Atem, und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen die Talkshows wie Anne Will, Maybrit Illner, Frank Plasberg munter weiter. Der Virologe Christian Drosten hat erklärt, er selbst habe es zuletzt vermieden, sich im Fernsehen zu zeigen, weil in Talkshows immer noch versucht werde, Konflikte zwischen Wissenschaftlern zu schüren und zu überzeichnen. Das Wohlfühlniveau in Deutschland sei offenbar noch so hoch, dass medial versucht werde, gesellschaftliche Unzufriedenheit zu befördern. Die Quote zählt.

Mir ist auch unverständlich, dass es noch Politiker gibt, die Zeit haben, um sich in stets gendergerechter Sprache mit ihrem „Wissen“ in Talkshows zu überbieten. Der Erkenntniswert dieser Sendungen ist für die Zuschauer gleich null. Jetzt sind Macher gefragt! In Talkshows zu sitzen bringt nichts.

Adam Servatius, Schönecken

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