Leserbrief Diesem Menschen geht es doch nicht um die Mitarbeiter der Bahn

Lokführer-Streik

Zu den Artikeln „Gewerkschaft zieht Streik durch“ (TV vom 4. September) und „Bei der GDL geht es ums pure Überleben“ (TV vom 6. September):

 

Ich bin wie die meisten deutschen Bürger dafür, dass alle Arbeitnehmer einen gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten. Ich unterstütze auch die Arbeit der Gewerkschaften, wenn sie mit Augenmaß und Anstand die Belange ihrer Mitglieder wahrnehmen und notfalls auch mit angemessenen Streiks ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Ich war fast 50 Jahre Arbeitnehmer und weiß, wovon ich rede oder schreibe.

Was derzeit jedoch einmal mehr im Bereich der Deutschen Bahn abgeht, ist erschreckend. Was Herr Weselsky in einer maßlosen Aktion anrichtet und wie er dabei noch von Gerichten unterstützt wird, ist nicht mehr zu überbieten. Dieser Mensch legt über Tage hinweg das Land lahm, und Politik und Gerichte schauen zu oder geben Rückendeckung. Was ist denn mit dem Tarifeinheitsgesetz? Offenbar handelt es sich um einen weiteren Papiertiger. Oder warum wird es nicht angewandt?

In einer Zeit, in der Hunderttausende Arbeitnehmer wegen der Pandemie oder der Flutkatastrophe ihre Arbeitsstelle verloren haben oder gar um ihre Existenz bangen, tritt ein machtbesessener Funktionär vor die Kameras und  poltert. Diesem Menschen geht es doch nicht um die Mitarbeiter der Bahn. Er und seine Gewerkschaft wollen der viel größeren Eisenbahnergewerkschaft EVG Mitglieder abwerben.

Die GDL hat in meinen Augen ohnehin keine Daseinsberechtigung. Warum sollten für die Bahn zwei statt nur eine Gewerkschaft die Vertretungsberechtigung haben, so wie es das zuvor genannte Gesetz vorsieht? Derzeit müssen zwei Wasserköpfe finanziert werden, die die Mitglieder bezahlen müssen. Selbst Gewerkschaftskollegen von Weselsky prangern dessen Machenschaften an. Zu Recht, wie ich meine.

Es wird allerhöchste Zeit, dass die gesetzliche Regelung angewandt wird, so wie sie ursprünglich gedacht war, um das zu verhindern, was die GDL erneut vom Zaun gebrochen hat.

Weselsky beruft sich im Zusammenhang mit den Streiks auf den Arbeitskampf im öffentlichen Dienst im vergangenen Jahr. Aber ich fand dieses Ansinnen von Vertretern der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst in der Pandemiezeit genauso unerträglich wie die aktuellen Streiks der GDL.

Die berechtigten Forderungen der im Gesundheitswesen und in der Pflege Tätigen wurden auf alle Arbeitnehmer ausgeweitet – auch auf die, die wegen nicht vorhandener oder schlechter digitaler Ausstattung im öffentlichen Dienst fast keine Arbeit geleistet haben oder nicht leisten konnten. Dem schlossen sich die Beamten dankend an. Und die Arbeitgeber spielten ohne großen Widerstand mit. Damals ging es ja nur um Steuergeld.

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