Diktatur des Kapitals

Mit dem Ergebnis der Studie über den Rechtsextremismus, dass dieser in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei, tut man sich schwer. Verbindungen zu Arbeitslosigkeit und Sozialabbau werden abgestritten, da doch "Rentner stärker vertreten sind".

Sind denn deren Bedrohungen eines Statusverlustes keine Folgen vom Sozialabbau? Bei der zunehmenden Jugendgewalt hat man sehr wohl Chancen- und Perspektivlosigkeit als Ursache dieser "Fieberkurve der Gesellschaft" erkannt. Interessant sind jedoch die Parallelen, wie jene Rentner "Aggressionen gegen Minderheiten, ... Leistungsunfähige und Menschen, die ohne eigene Anstrengung versorgt werden", aufweisen, wie Erwerbstätige Mobbing betreiben, indem sie Druck weiterleiten auf Schwache, und wie Jugendliche Wehrlose quälen. Wenn aber eine andere Studie eine neue Unterschicht entdeckt, "die auf der Verliererseite steht, eine enorme Distanz zu Politikern und der Demokratie hat ... und sich einen stark regulierten Staat" wünscht, sollte man dann nicht aufhorchen? "Demokratische" Regierungen rechtfertigen den Sozialabbau so: "Leistungen müssen auf wirklich Bedürftige konzentriert werden, und Starke dürfen sich nicht als Schwache verkleiden", also solche, die ohne Anstrengung versorgt werden. Die Aggression, die aus Konkurrenz, dem Recht des Stärkeren und Ausbeutung besteht, ist im System angelegt, doch die allumfassende "Marktwirtschaft steht nicht zur Diskussion" (Kanzlerin Merkel). Auch der Darwinismus und der Nationalsozialismus haben in der Grundideologie die Vorstellung, dass der Starke über den Schwachen siegen soll aufgrund seiner Überlegenheit. "Wenn das Volk so schwach ist, ist es nicht wert, dass es überlebt" (Film: Der Untergang). Die von uns erzeugte Kultur der Kapitaldiktatur gebiert nun ihre rechtskonservativen Kinder. Helmut Schmidt: "In Diktaturen können herannahende Probleme nicht rechtzeitig erkannt werden, da eine offene Diskussion nicht stattfinden darf." Frank Weiland, Trier

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