Leserbrief Der atomare Schutzschild schützt nicht, sondern macht erpressbar

Ukraine-Krieg

Zum Leitartikel „Ein Dokument moralischer Erbärmlichkeit“ (TV vom 2. Mai):

Angst haben, weil man hingeschaut hat, oder aber sagen, keine Angst zu haben, weil man vor den Tatsachen die Augen verschließt –  da sollte man doch lieber den Tatsachen in die Augen sehen. Der sogenannte atomare Schutzschild schützt nicht, sondern macht erpressbar.

Da die Atommächte ihrer Verpflichtung aus dem nuklearen Nichtverbreitungsvertrag, ihre Atom-Arsenale abzurüsten, nicht nachgekommen sind, steht die Welt nun vor diesem Dilemma.

Nicht in der Warnung vor den unabsehbaren Folgen der Aufrüstung, sondern im Vorhalten von nuklearen Massenvernichtungswaffen, in welchem Staat auch immer, ist aus meiner Sicht die „moralische Erbärmlichkeit“ zu suchen. In der imperialistischen Sucht nach wirtschaftlicher und politischer Vorherrschaft in der Welt liegt der Grund für die vielen Kriege, in denen die Menschen immer die Leidtragenden sind. Nun ist es die Bevölkerung in der Ukraine, die zwischen diesen Machtbestrebungen zerrieben zu werden droht.

Es muss ein Weg gefunden werden, den Krieg Russlands gegen die Ukraine und das Leid der ukrainischen Bevölkerung zu beenden. Aber es darf auf keinen Fall zu einem Atomkrieg kommen. Die Waffen müssen niedergelegt werden, und es muss eine Lösung mit ehrlich gemeinten Kompromissen, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen, gefunden werden. Dafür sollte sich die Politik aufreiben. Den Pazifismus als naiv zu verunglimpfen und stattdessen auf die angeblich friedenserhaltende Wirkung der Waffen zu vertrauen und das Geschäft der Rüstungsindustrie zu betreiben, zeugt von Kurzsichtigkeit und tödlicher Naivität. Das zeigt die Geschichte der letzten Jahrzehnte. Falls es zu einer Eskalation kommen sollte, trägt die Presse mit ihrem unbedachten Ruf nach Aufrüstung meines Erachtens eine große Mitverantwortung.

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