Dümmliche Argumentation

Zum Artikel "Ärzte-Honorar: Patienten sollen mehr zahlen" (TV vom 4. Januar):

Irgendwer versucht offenbar, den geneigten TV-Leser beziehungsweise den Versicherten oder Patienten für dumm zu verkaufen. Wenn nämlich eine Argumentationskette bereits an Adam Riese scheitert, dann ist die Begründung für das Zuzahlungsbegehren nur noch dümmlich und gehört in den Papierkorb.

Die zusätzlichen 100 Millionen Euro für die 6000 niedergelassenen Mediziner in Rheinland-Pfalz ergeben eine jährliche Erhöhung von rund 16 700 Euro pro Arzt. Das ist eine monatliche Steigerung von 1390 Euro.

Wenn gleichwohl bei den Dottores weniger Geld ankommt, dann gehört das gesamte System der Geldverteilung auf den Prüfstand. Absolut lächerlich sind die im TV abgedruckten Begründungen für die Einbußen in den Praxen: Was hat die sinkende Zahl von Versicherten mit der absoluten Erhöhung von 100 Millionen Euro zu tun? Nichts!

Ebenfalls töricht ist das Argument der Berufspendler, die sich außerhalb von Rheinland-Pfalz behandeln, trotzdem die KV Rheinland-Pfalz zahlen lassen? Auch nichts, denn das Problem ist ja nicht erst 2009 aufgetreten, sondern besteht seit vielen Jahren. Die Begründung steigender Arzneimittelausgaben sucht den naiven, uninformierten Leser oder Versicherten: Die Ausgaben für die Pillen wirken sich nicht auf die zusätzlichen 100 Millionen Euro für die Arzthonorare aus.

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass bei Geldknappheit zunächst die Ausgaben sehr kritisch zu prüfen und notfalls zu vermindern sind - und zwar an der richtigen Stelle. Der erste überflüssige Posten ist meiner Auffassung nach die Kassenärztliche Vereinigung selbst, ein Ding, das nicht mehr in die Zeit gehört - zumindest, wenn das Geld für die Ärzte ohnehin nicht reicht. Und bitte nicht wieder die Behauptung, die KVen kosteten den Versicherten nichts, weil sie von den Ärzten bezahlt werden. Die Mitgliedschaft in der KV vermindert das verfügbare Einkommen der niedergelassenen Mediziner, und die schauen - wie jeder Arbeitnehmer - nur aufs Netto, nicht aufs Brutto. Als Versicherter habe ich ein hohes Interesse daran, dass der Arzt, der mich behandelt hat, angemessen bis gut bezahlt wird: Nur der Mediziner, der für gute Arbeit gutes Geld verdient, ist auch ein motivierter Mediziner.

Wolf-Rüdiger Wulf, Trier

gesundheit

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