Ebbe und Flut

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Karl-Heinz Brock aus Schleid schreibt: Am 10. Juni habe ich einen Leserbrief eingereicht. Nachdem er in der Ausgabe vom 13./14. Juni nicht gedruckt worden ist, verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass ich auf der "Roten Liste" stehe. Ich weiß, es kommt nicht darauf an, ob Leserbriefe Kritik oder Zustimmung enthalten. Jedoch behält sich die Redaktion vor, ob sie veröffentlicht werden oder nicht.

Merkwürdig kommt mir jedoch vor, dass zwei Briefe, in denen ich mich kritisch über die amerikanische Präsidentenwahl und über neue Steuergesetze geäußert habe, gedruckt worden sind, die letzten drei jedoch, die die Politik der jetzigen Regierung angreifen, unter den Tisch fielen.

Statt meinen neuesten Brief zu veröffentlichen, war es anscheinend wichtiger, eine Zuschrift zur Tierquälerei der armen Schnecken, die jeder Gartenbesitzer zur Hölle wünscht, zu drucken, sowie vier Briefe, die einen Rechenfehler aus einem früheren Leserbrief korrigieren und die Schreiberin damit ziemlich bloßstellen. Wie spannend, sich über einen Menschen lustig zu machen, der einen Fehler gemacht hat! Ferner las ich ein kritisches Schreiben, das sich nur mit der SPD befasst. Die mitregierende CDU und ihre Kanzlerin darf man wohl nicht kritisieren? Ist bei dem unabhängigen Volksfreund doch eine politische Richtung erkennbar? Meiner Meinung nach schon.

Allerdings ist meine Meinung augenscheinlich beim TV ja nicht gefragt, wie man aus meinen vorstehenden Ausführungen erkennen kann. In Nichterwartung einer Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen.

Lieber Herr Brock,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Dazu ist allerlei anzumerken.

Erster Punkt: Wer sich an den TV wendet, erhält eine Antwort. Garantiert. In der Zeitung (etwa in dieser Kolumne) oder persönlich, per E-Mail, Brief, telefonisch. Voraussetzung ist, dass wir von der "Kontakt-Aufnahme" erfahren. Es kommt nämlich vor, dass die Post verloren geht, dass E-Mails vom Spam-Filter aussortiert werden, dass eine falsche E-Mail-Adresse eingegeben worden ist, dass ein irgendwo an irgendwen übergebener Zettel nicht weitergereicht worden ist.

Zweiter Punkt: Niemand steht auf der "Roten Liste". Es gibt keine Themen, die nicht kommentiert werden. Es gibt keine parteipolitischen Präferenzen, es gibt keine sonstigen Tabus. Was es nicht gibt: einen Leserbrief von Ihnen mit dem Eingangs-Datum 10. Juni! Wir haben nachgeforscht: nichts, nada, niente.

Dritter Punkt: Ein Anspruch auf den Abdruck von Leserbriefen besteht nicht. Angesichts der großen Zahl von Einsendungen muss eine Auswahl getroffen werden. Die Redaktion orientiert sich an möglichst nachvollziehbaren Kriterien: Ist der Beitrag aktuell? Verständlich? Nicht justiziabel? Nicht beleidigend? Dazu kommen die formalen Fragen: Ist der Leserbrief kurz (höchstens 60 bis 80 Druckzeilen)? Wann war der Autor zuletzt im Blatt (Richtwert: sechs bis acht Wochen)?

Vierter Punkt: Die Schreib-Lust der Leser ist unterschiedlich ausgeprägt. Mal bricht ein Tsunami los, mal plätschert es wie ein Rinnsal. Steht die Flut hoch, gelangen weniger Beiträge ins Blatt; bei Ebbe ist die Abdruck-Quote höher. Auf solche Naturereignisse hat die Redaktion keinen Einfluss; wir versuchen, die gleichmäßige Bewässerung und Kanalisierung zu gewährleisten.

Fünfter Punkt: Besondere Regeln gelten vor Wahlen. Kein Kandidat, keine Partei wird bevorzugt oder benachteiligt. Leserbriefe zu Wahlkampfthemen werden nicht veröffentlicht. Die Richtlinien finden Sie unter www.volksfreund.de/wahlkampf im Internet.

Sechster Punkt: Bezieht sich die Zuschrift auf ein Thema, das in allen zwölf Ausgaben zu lesen war? Oder ist es "nur" von lokaler Bedeutung - dann wird auch der Leserbrief "nur" im entsprechenden Lokalteil veröffentlicht. Dieser Fall liegt vor bei Ihrer jüngsten Zuschrift vom 17. Juni, in der Sie sich, lieber Herr Brock, mit der Emanzipation der Frauen im Kreis Bitburg-Prüm beschäftigen. Dieser Beitrag ist mit 158 Zeilen allerdings viel zu umfangreich.

Sie merken: Wir sehen genau hin - und sind gespannt auf Ihren nächsten Leserbrief.

Schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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