Eigene Wege gehen

Zum Artikel "Piusbrüder auf Konfrontationskurs" (TV vom 26. Juni):

Kapituliert der Papst nun vor den Piusbrüdern? Ist Rom denn so hilflos dieser Organisation gegenüber? Es gibt zu denken, dass trotz Warnung Roms in Minnesota/USA jetzt wieder 13 Männer, offenbar ohne großen Protest Roms, zu Priestern geweiht wurden. Weitere Priesterweihen der Piusbruderschaft folgten in Zaitzkofen/Bayern und in Econe/Wallis.

Was soll man als Katholik nun von der ganzen Sache halten? War die Aufregung um die Piusbrüder vor einigen Monaten nur heiße Luft? Sympathisiert man vielleicht im Geheimen sogar mit deren Einstellungen und Forderungen bezüglich des Konzils? Wird das Konzil mit den großen Hoffnungen auf eine bessere und glaubwürdigere katholische Kirche so nun allmählich in Luft aufgehen? Manches scheint leider darauf hinzuweisen. So wird etwa die Ohrenbeichte, die ja nichts mit dem Evangelium zu tun hat, wieder proklamiert, die Handkommunion soll wieder mehr durch die Mundkommunion ersetzt werden, die lateinische Messe, von Spöttern schon "hocus pocus Messe" genannt, soll wieder kommen. Ablässe werden wieder eingeführt, die Diskussionen über die Abschaffung des unsinnigen Pflichtzölibats oder gar Einführung des Frauenpriestertums will man unterbinden, und all die guten Errungenschaften und Vorsätze des großen Konzils scheint man ganz allmählich verschwinden lassen zu wollen. Muss man da nicht fragen: Quo vadis, katholische Kirche?

Gespannt kann man sein, wie Rom sich aus dieser immer verzwickter werdenden Affäre ziehen wird. Dabei wäre, bei einer radikalen Rückbesinnung auf Jesus und das Evangelium, doch alles so einfach. Ist es verwunderlich, dass selbst denkende Katholiken, von denen es immer mehr gibt, die Rückwärts-Entwicklung nicht mitmachen und es vorziehen, ihren eigenen Weg zu ihrem Gott zu suchen.

Josef Berens, Rommersheim

katholische kirche

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