Menschen Ein besonderer Mensch, ein besonderer Beitrag

Zum Interview „,Der Everest ist jetzt der Gipfel der Eitelkeit’“ (TV vom 28. Oktober) schreibt Egon Sommer:

Reinhold Messner war in dieser Ausgabe des TV die prägende Gestalt in den „Themen des Tages“, wobei schon allein das Foto des weltberühmten Bergsteigers Aufmerksamkeit gebot. Nicht das üble Politikergeschwurbel, sondern die deutliche Sprache beherrschte das Interview. Die Anzahl der von Messner bestiegenen Gipfel (3500 bis 4000) erschien hier eher als redundanter Bestandteil des Gesprächs; viel, viel spannender waren die Antworten Messners, der dezidiert und ohne Umschweife auch Fragen zu Trump, Brexit und Greta Thunberg beantwortete. Ich hätte schwereres Geschütz aufgefahren, wenn mir die Fragen nach Donald Trump und anderen Politclowns gestellt worden wäre. Messner machte das eleganter: „Wenn ich sagen würde, er wäre ein Kotzbrocken, wäre das ungebildet.“

Den Brexithansel Boris Johnson als Verrückten zu bezeichnen, entsprach in etwa auch meinem Bild vom britischen Trump-Ersatz. Aus seiner Zeit als Europaabgeordneter (1999 bis 2004) erinnert sich Reinhold Messner, wie die Briten bei jeder Kleinigkeit eine Extrawurst wollten. Jetzt haben sie die Extrawurst – und dann sollen sie auch damit zurechtkommen. Recht hat er – der Messner.

Nahtoderfahrung – bei diesem Begriff musste ich beim Lesen genauer hinsehen. Wie vielfach bekannt, hat Messner diese Erfahrung wohl öfters in seinem Bergsteigerleben gemacht. Die Frage, warum Nahtoderfahrungen so wichtig sind, konnte er deshalb folgerichtig beantworten: „Weil wir damit die tiefsten Erfahrungen bekommen. Menschen sind begrenzt. Aber diese Begrenzung ist uns nicht klar. Sie wird uns erst klar, wenn es an der Kippe steht.“

Aber auch erregen kann sich der ansonsten absolut ruhige und besonnene 75-Jährige. Die Tatsache, dass wir heute bei Fernsehberichten über den Mount Everest eine bunte Perlenschnur aus Gipfeltouristen beobachten können, beurteilt er als Tourismus, der mit Alpinismus nichts zu tun habe. Alpinismus findet für ihn dort statt, wo die anderen nicht sind. Deutlich wird seine Einstellung zum Everest-Tourismus, wenn er meint, er müsse ja selbst nicht (mehr) dorthin gehen und begründet das, er sei ja nicht auf den Kopf gefallen.

Alles in allem war das Interview von TV-Mitarbeiter Christian Thome mit dem Gipfelstürmer und Ausnahmemenschen aus Südtirol ein besonderer Beitrag, der dem TV zur Ehre gereicht. Ich habe ihn zweimal gelesen.

Egon Sommer, Tawern

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