Ein Denkmal für den unbekannten Informanten!

Zur Berichterstattung über den Steuer-Skandal:

Die Berichterstattung über die Machenschaften einiger Geldmogule, die den Hals nicht voll genug bekommen, nimmt allmählich ab. Es bleibt zu hoffen, dass die Affäre etwas dazu beigetragen hat, das soziale Gewissen bei den betroffenen Personenkreisen zu wecken, und sei es auch nur aus Angst vor Strafverfolgung.Was ich nicht verstehen kann, ist die Kritik an der Art, wie der Staat an die heiße Information gelangt ist. Sicher, der Informant hat Geld dafür genommen, sogar recht viel Geld. Gegen Gesetze hat er offenbar im Gegensatz zu anderen dabei nicht verstoßen. Hätte er seine Information zurückgehalten, so wäre dem Staat ein weitaus größerer Schaden entstanden, und die Ganoven im weißen Hemd hätten weiter "Gewinne" einstreichen können, gegen die der Ertrag eines simplen Banküberfalls lausiges Kleingeld ist. Und für den Staat hat sich die Art der Informationsbeschaffung auch gelohnt. Man sollte diesem Menschen eher ein Denkmal setzen, ein Denkmal für den unbekannten Informanten, weil er dazu beigetragen hat, den Zipfel der Decke über dem Sumpf etwas zu lüften.Anderes Extrem: Seit zwei Jahren versuche ich, für eine von mir betreute alte Dame die Übernahme der Kosten für eine neue Brille zu erreichen. Sie wurde notwendig, weil das Brillengestell irreparabel geschädigt ist und die optischen Werte sich verändert haben. Den Betrag von 260 Euro kann sie nicht aufbringen, weil sie mittellos ist. Mein Antrag ist letztinstanzlich abgelehnt worden und zusätzlich auch die Kostenübernahme für die Rechtsberatung. Die gleichen Parteien und Politiker, welche sich mit den Attributen christlich und sozial schmücken, haben einerseits die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Reiche immer reicher werden (Abschaffung der Vermögenssteuer, Senkung des Höchstbesteuerungssatzes), andererseits haben sie das Bundessozialhilfegesetz gekippt, welches früher eine Kostenübernahme durch den Sozialhilfeträger ermöglichte. Übel könnte einem werden!Friedhelm Bier, Zeltingen-Rachtig steuer-skandal

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