Katholische Kirche Ein Euro hier, ein Euro da

Zur Berichterstattung über das Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame und die Wiederaufbau-Pläne schreiben Rudolf Meyer und Armin Seng:

Die schreckliche Brandkatastrophe hat sicher viele Menschen erschüttert  und traurig gestimmt. In Paris ist ein Dokument und Symbol für mehrere Jahrhunderte christlicher Geschichte in Europa in wenigen Stunden zerstört worden.

Die sofortigen Ansagen zum Wiederaufbau von Notre-Dame seitens verantwortlicher Politiker, allen voran Präsident Emmanuel Macron, waren ein spontanes Hoffnungszeichen christlicher und gesellschaftlicher Erkenntnis.

Bei aller Bewunderung dafür und sogar sofortiger Spendenbereitschaft zum Wiederaufbau kam bei mir aber eine innere Unruhe auf.  Müssen wir nicht beim Wiederaufbau einer „Kirche aus Steinen“ gleichzeitig eine „Kirche der Herzen“ mit aufbauen?! Das wäre eine Chance, ein deutliches europäisches und christliches Markenzeichen angesichts dieser Brandkatastrophe.

„Kirche der Herzen“ sollte so aussehen: Jeder Euro zum Wiederaufbau von Notre-Dame muss eins zu eins zum Aufbau der „Kirche der Herzen“ umgesetzt werden, zur Linderung von größter Not und Aufbau einer neuen Welt zum Beispiel in Aleppo, im Jemen, im Sudan und anderswo.

Ich stelle mir vor, dass es ein Internet-Portal gäbe mit dem Bild vom Aufbau von Notre-Dame (Kirche aus Stein) und parallel dazu das Bild vom Aufbau der „Kirche der Herzen“. Ein Euro hier, ein Euro da! Denn jeder Euro zählt, aber das Herz macht mit. Das könnten wir schaffen. Es wäre eine sinnvolle  „Starthilfe“ zur Europawahl.

Rudolf Meyer, Hersdorf

Es ist wirklich tragisch, dass ein solch bedeutendes, traditionelles und nationalistisches Gebäude wie Notre-Dame in Brand geriet – aber dass ein derartiger Spendenkult zum Wiederaufbau entstanden ist, kann ich nicht nachvollziehen.

Innerhalb von drei Tagen (!) ist circa eine Milliarde Euro zusammengekommen – das ist bei großen Naturkatastrophen oder anderen Tragödien mit Tausenden Opfern undenkbar! Warum? Sollten solche gigantischen Summen nicht sinnvoller eingesetzt werden?

Warum steht nicht mal als Kreditor die Kirche an erster Stelle, die „weiß Gott“ genug Vermögen hat?

Danach kann man darüber reden, was noch zu einer adäquaten Renovierung aus Spendengeldern finanziert werden muss – dann kann man immer noch auf die Millionen der Geber zurückgreifen ...

Tue Gutes und rede darüber – dies scheint auch der Grundsatz einiger Milliardäre und Millionäre zu sein, die zig Millionen zur Verfügung stellen wollen.

Mittlerweile ist bekannt, dass der Gesamtschaden wohl weniger betragen wird.

Vorschlag daher: Wer spenden möchte, kann sich ja mal Gedanken machen, ob drei Straßen neben Notre-Dame vielleicht effizienter Projekte oder Familien, die in wirklicher Armut leben, unterstützt werden sollten.

Fazit: Es müssen nicht immer „Großprojekte“ gefördert werden, auch gibt es bei uns in unmittelbarer Nachbarschaft genug zu tun. Deswegen sehe ich auch den Spendenaufruf unseres Bundespräsidenten als eine Wahlkampfpropaganda! Wir persönlich werden weiterhin unsere Spendenbereitschaft in den Bereichen ansiedeln,die es „wirklich“ verdienen!

Armin Seng, Longuich

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