Politik Ein Geschenk des Himmels

Zur Berichterstattung über die Wahl am 26. Mai schreibt Heinrich Ewen:

Die Europa-Wahl steht vor der Tür. Werden die Europa-Gegner dazugewinnen? Erinnerungen kommen hoch: Meine erste Englischstunde am Gymnasium 1943. Der Englischlehrer trägt am Revers die SS-Runen, überzeugter Nazi. Er schreibt ein großes „I“ an die Tafel. Das ist – so der Lehrer – ein englisches Wort und heißt auf Deutsch „Ich“. Die Engländer schreiben dieses Wort immer groß. Dann folgert der Lehrer: „Seht, so sind die Engländer, das Ich steht immer im Vordergrund, sie glauben, die Herren der Welt zu sein!“ – Schon in einer anderen Unterrichtsstunde in der Volksschule: „Der Führer muss die Franzosen bestrafen, die Deutschland 1918 so gedemütigt haben!“ –  Und: „Die Russen sind dumm!“ „Die Juden gehören weggesperrt.“ – Kurz: Deutschland, Deutschland über alles! So klang der engstirnige Nationalismus von Diktatoren und Generälen durch die Jahrhunderte. Hören wir heute ähnliche Stimmen? Was war der Preis? Und das allein in einer Familie:

Mein Großvater kämpfte 1866 in Böhmen und 1870/71 in Frankreich. Mein Vater und sein Bruder standen im Ersten Weltkrieg gegen die Franzosen und Russen. Mein Bruder und vier Vettern ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben in Frankreich und Russland.

Wann begreifen die Menschen, was für ein Geschenk des Himmels es sein kann: ein Europa, in dem die Menschen aufeinander zugehen, in einem vereinten Europa! Gebe Gott es!

Heinrich Ewen, Wittlich

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