Ein opulentes Mahl

Diese "köstliche" Anekdote muss sich wohl in einer lange zurückliegenden Zeit in Saarburg zugetragen haben, als es noch üblich war, sein sauer verdientes Arbeitsentgelt am 1. des Monats in der Lohntüte nach Hause zu tragen.Auch Matthias (ich möchte ihn hier in Unkenntnis seines wahren Namens so nennen) war einer von jenen treusorgenden Familienvätern, die stolz ihr mehr oder weniger gut gefülltes Tütchen der Mutter ihrer Kinder präsentieren konnten.

Aber bevor es soweit war, belohnte er sich selbst endlich wieder einmal mit einem Pöttchen Viez, das er mit ein paar Arbeitskollegen in einer beliebten Saarburger Gaststätte genoss. So auch an jenem denkwürdigen Abend.
Die kleine Runde saß frohgelaunt am rustikalen Holztisch, nahe dem Eingang zur Küche. Der Wirt trug eben einen Teller mit dampfender, duftender Bratwurst an den Männern vorbei zum Nachbartisch, und jeder von ihnen hätte sich solch ein köstliches Mahl jetzt gewünscht. Matthias seufzte tief und meinte, dass er auf der Stelle ein ganzes Kilo davon "verputzen" könnte. Trotz des lauten Gelächters um ihn herum blieb er allen Ernstes bei seiner - offenbar zu hoch angesetzten - Mengenangabe.
Ganz spontan bot ihm der beliebte Wirt daraufhin eine ungewöhnliche Wette an. Ein ganzes Kilo wollte er ihm braten. Wenn er diese Riesenportion nicht schaffen könnte, würde er sie ihm auf die Rechnung schreiben. Sollte aber der Magen genauso groß sein wie der Appetit, ginge die Rechnung aufs Haus.
Ohne zu zögern nahm der hungrige Mann das einmalige Angebot an. Es schmeckte ihm hervorragend und er genoss Stückchen für Stückchen. Zum Erstaunen aller um ihn herum stand irgendwann der blankgeputzte Teller vor dem offensichtlich bestens gesättigten Gast. Niemand hatte diesen Wettausgang erwartet und alle klatschten ihm Beifall. Als sich auch der Wirt beeindruckt zeigte, war es dem Sieger fast ein wenig peinlich, solch eine lange Bratwurstschnecke verzehrt zu haben.
Darum bemerkte er, in der Mundartsprache seiner Heimatstadt, ein wenig beschwichtigend: "Se woar jao och raosend denn!" Auf gut Deutsch: ""Sie war ja auch sehr dünn!" Na dann!

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