Leserbriefe Ein Risiko – und eine Chance!

Zum Streit über das Nuklearabkommen mit dem Iran schreibt Robert Seidenath:

Donald Trump ist zweifellos ein Widerling: Seine Beleidigungen, Lügen und Intrigen sind ekelhaft, seine Selbstbereicherung schamlos, sein Rassismus, Sexismus und seine Moslemfeindlichkeit schwer zu ertragen, sein Standortnationalismus – auch in Deutschland nicht unbekannt –, seine Begünstigung der Kohle-, Erdöl- und Finanzindustrie kurzsichtig profitorientiert und gefährlich, sein Kampf gegen die Krankenversicherung für alle unsozial, sein Engagement für die Waffenlobby und seine Kündigung des Klimaschutzabkommens verhängnisvoll.

Aber muss er deshalb grundsätzlich immer Unrecht haben? Natürlich nicht. Seine Kritik am Nuklear­abkommen mit dem Iran von 2015, das selbst die EU-Staaten für „nicht perfekt“ halten, ist durchaus berechtigt. Dieses Abkommen hat er nun einseitig gekündigt und damit die an Geschäften mit dem Iran sehr interessierte EU in Verlegenheit gebracht. Er lehnt aber nach eigener Aussage ein Abkommen nicht grundsätzlich ab, sondern will ein besseres erreichen. Da die neuen Wirtschaftssanktionen gegebenenfalls erst in sechs Monaten in Kraft treten, hat das iranische Regime jetzt Gelegenheit, Verbesserungsvorschläge zu machen. Das Dümmste, was die EU tun könnte, wäre, sich auf Ruhanis Ultimatum einzulassen und ihm Angebote zu machen, um das bisherige Abkommen zu retten, Klüger wäre es, die neue Situation als Hebel zu nutzen, um ein verbessertes Abkommen durchzusetzen: Kontrollen der IAEA auch in militärischen Einrichtungen, keine Urananreicherung, keine Uranzentrifugen, kein Schwerwasserreaktor, keine ballistischen Raketen. Nur ein solches Abkommen könnte auf Dauer die iranische Atombombe und damit auch ein nukleares Wettrüsten im Nahen Osten verhindern.

Robert Seidenath, Gusterath

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