Gesellschaft Ein Unrechtsstaat, in jeder Beziehung

Zur Berichterstattung über die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit schreibt Josef Käser:

Dass bei diesem Thema Meinungsverschiedenheiten bestehen, versteht sich von selbst. Nach meinem Verständnis über das Verhalten eines Staates sollte man erst mal die Definition des Wortes „Unrechtsstaat“ näher erläutern. Ist dies ein Staat, in dem Unrecht geschieht, oder begeht der Staat Unrecht? Hierüber gibt es bei mir keinen Zweifel. Die DDR war ein Unrechtsstaat, und zwar in beiderlei Betrachtungsweise.

Welcher Staat, der das Wort „Demokratie“ im Titel führt, lässt denn seine Bürger an der Grenze ermorden (Schießbefehl)? Welche Republik hat denn einen Staatssicherheitsdienst nötig? Welcher Staat mauert sich ein, errichtet Grenzbefestigungen, Schießanlagen, Wachtürme, tritt die Menschenrechte mit Füßen, um nur einige Absurditäten zu erwähnen? Vielleicht noch Nordkorea.

Wer waren denn die Herren Mielke, Grotewohl, Piek, Wolf, Ulbricht, Honecker, Krenz, um nur einige aus der Führungs- und Verantwortungsclique zu nennen? Machtbesessene, verantwortungslose Leute, die einen Spitzel- und Überwachungsstaat nach dem Beispiel des großen Bruders im Osten und der ehemaligen braunen Machthaber in Deutschland aufbauten.

Wer dies leugnet, dem fehlt der Sinn für Realität, er oder sie sollte besser den Mund halten und sich nicht öffentlich dazu äußern. Dass viele DDR-Bürger ihren Staat nicht als Unrechtsstaat verstanden haben und auch heute nicht verstehen, kann ich durchaus nachvollziehen, denn viele haben nur diesen Staat gekannt und sind mit ihm groß geworden. Sie sollten aber bei nachträglicher Betrachtung der DDR vielleicht zu einem anderem Urteil kommen.

Ich jedenfalls ziehe vor denen, die in den großen Montagsdemonstrationen ihre Meinung äußerten und damit viel riskierten, den Hut. Sie haben letztendlich den Unrechts­staat DDR zu Fall gebracht.

Josef Käser, Daun

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort