Gesellschaft Eine neue Dimension des Wahnsinns

Zur Meldung „Mehr als jeder Zehnte auf der Welt ist unterernährt“ (TV vom 17. Oktober) schreibt Manfred Schmitz:

Der Welternährungstag ist das falsche Signal in die falsche Richtung, denn statt sich um die Welternährung zu sorgen, müsste man die irrsinnige Vermehrung des Menschen rigoros begrenzen. Dramatisches Artensterben, Klimawandel, atomare Verseuchung, immer knapper werdendes sauberes Trinkwasser, schmelzende Gletscher und Polkappen, öl-, plastik- und chemikalienverseuchte, leer gefischte Ozeane, abgeholzte Regenwälder, durch Gülle, Kunstdünger und Pestizide vergiftete Böden und Grundwässer, Massentierhaltung unter Einsatz Tausender Tonnen Antibiotika und resistente Monsterkeime in den Krankenhäusern sind die Folge hemmungsloser Vermehrung des Menschen und seiner Konsumgier.

Wir hätten allen Grund, vor Angst unablässig zu schreien und jeden Tag zu protestieren, statt beim Sägen am eigenen Ast, auf dem wir sitzen, mitzumachen. Rund 7,5 Milliarden sind wir schon, 2050 werden wir neun Milliarden sein, und die reichen Industrieländer allein verbrauchen das Doppelte von dem, was die Erde verträgt. Ist es nicht pervers, am Amazonas Regenwälder abzuholzen, um Mais und Soja für das unersättliche Europa anzubauen, oder zu dulden, dass Fischtrawler mit 60 Kilometer langen Schleppnetzen die Ozeane leerfischen und dabei Korallen am Meeresgrund in ungeheurem Ausmaß für immer zerstören?

Welternährung geht nur auf Kosten der Erde. Die wenigen, die den Wahnsinn begreifen und sich verzweifelt für die Schöpfung einsetzen, sind nicht mehrheitsfähig; sie werden sich gegen eine opportunistische Politklasse, religiöse Kleingeister, die Konsumgier der  Masse und die Profitgier derer, die sich daran bereichern, niemals durchsetzen. Die Menschen in den reichen Ländern schwimmen in Nahrungsmitteln, essen zu viel davon und werfen sie weg, aber auf der Windschutzscheibe unserer PKW schlagen so gut wie keine Insekten mehr auf. Gleichzeitig ist ein dramatischer Rückgang an insektenfressenden Vögeln zu beobachten. Wissenschaftler, die auf die Folgen extremer Landnutzung und den exzessiven Einsatz von Insektiziden und Neonikotinoide in der industriellen Landwirtschaft hinweisen, werden von der politisch überaus einflussreichen Agrar- und Chemielobby, die jeden Zusammenhang leugnet, ausgehebelt. Und wer dafür plädiert, dass nur eine Rückkehr zur ökologischen Landwirtschaft eine Wende bringen kann, wird zum Spinner erklärt und mit dem Hinweis widerlegt, nur die industrielle Landwirtschaft könne die Welternährung leisten.

Manfred Schmitz, Flußbach

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