Einseitige Propaganda

Zum Deutschland-Bild des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan (der TV berichtete):

Hass ist keine Lösung, sondern der Beginn schwerer Probleme. Insofern darf Erdogan gern vor Islamphobie in Deutschland und Europa warnen, wenn er gleichermaßen die Christenphobie in der Türkei und den islamischen Ländern nennt.

Es ist kein Fall in Deutschland bekannt, in dem der Bau einer Moschee unbegründet verboten, einer muslimischen Gemeinde die Anerkennung verweigert wurde. Kein Muslim wurde umgebracht, weil er Muslim war, ohne dass alle Register der Aufklärungsmaschinerie inklusiver politischer Entschuldigung folgen würde. In der Türkei wartet man schon Jahrzehnte vergeblich auf die Anerkennung und das Recht auf den Bau von Kirchen und jahrelang auf die Verurteilung von Christenmördern. Und nicht zu vergessen die fortgesetzte Vertreibung der Christen mit pseudo-rechtsstaatlichen Mitteln. So musste im Januar nach zwei Jahren kostspieliger Prozesse das im vierten Jahrhundert gebaute und damit älteste Kloster der Welt, Mor Gabriel, an das türkische Schatzamt abgetreten werden, weil es nicht im Grundbuch eingetragen war. Darunter ein Forst, auf dem eine Mauer zum Schutz der Klostergärten vor Zerstörung durch kurdische Viehherden gezogen wurde, die nun zerstört zu werden droht. Das gesamte Gebaren im Zusammenhang mit den Kirchen läuft auf eine museale Darstellung des Christentums ohne Christen hinaus.

Strikt geißelt die türkische Regierung die Christen in Europa und verwehrt ihnen im eigenen Land die Chance auf ein dauerhaftes Überleben.

Erdogan aber soll wissen, dass Europa nicht nur eine Wirtschafts-, sondern auch eine Werte gemeinschaft ist, auch wenn viele Europäer das um guter Geschäfte willen verdrängen wollen. Erdogan wird es nicht schaffen, eine von ihm regierte kleine Türkei in Deutschland zu errichten.

Katrin Bornmüller, Wittlich, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte

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