ENERGIE

Zur Berichterstattung über die Störfälle im Atomkraftwerk Cattenom, insbesondere zum Standpunkt "Phantom-Debatte" (TV vom 28./29. Juni):

Mich erstaunt, dass Isabell Funk in ihrem Standpunkt von Rangeleien spricht, in denen es nur darum ginge, sich möglichst wirkungsvoll gegen Cattenom zu positionieren. Wenn ich die Debatte vom letzten Jahr ins Gedächtnis rufen darf, so ist deutlich zu sehen, dass die Parteien nicht unbedingt eine gemeinsame Linie vertreten, auch wenn es vonseiten der CDU nun so scheinen soll. Im März des vergangenen Jahres stimmten CDU-Abgeordnete in der Bundesregierung gegen einen Antrag, der die Verhandlungen zur Abschaltung von Cattenom beinhaltete. Es ist jedoch ganz klar die Aufgabe der Bundesregierung, sich des Problems anzunehmen. Tatsächlich sehe ich den scheinbaren Einsatz der CDU-Landtagsfraktion zur Abschaltung eher als Beruhigungspille für die Bürger. Wirkliches Engagement lässt sich hier jedoch nicht erkennen. Die Bemühungen im Landtag als ein Bewerfen mit Schäufelchen zu betiteln, finde ich daher unangemessen. Es ist an der Zeit, das Thema auf Bundesebene zu bringen, und dafür setzt sich die rot-grüne Regierung ein. Christina Beiler, Freudenburg Die Pannenmeldungen aus Cattenom sind geradezu inflationär, die jüngste kam am 29. Juni: automatische Abschaltung Block 2 aus unklarer Ursache; der Betreiber EDF: Zu keinem Zeitpunkt habe eine Gefahr bestanden - der Grund für die Abschaltung ist noch gar nicht geklärt! Am 23. Juni: Feuer auf einem Gerüst im Maschinenraum des zweiten Reaktorblocks. EDF: keine Auswirkungen auf die Sicherheit des Kraftwerks. Im Mai: ungeklärte Kontamination von Mitarbeitern. Im Jahr 2013: fünf gemeldete Zwischenfälle, darunter ein Arbeitsunfall mit zwei Toten und einem Schwerverletzten durch Gerüsteinsturz bei Materialprüfungsarbeiten. Seit Bestehen des Atomkraftwerks gab es in allen vier Blöcken bislang mehr als 750 sicherheitsrelevante Ereignisse - aber laut Betreiber nie eine Gefahr. Glaubt das noch irgendjemand? Keine Gefahr? Drei Jahre nach der nuklearen Katastrophe von Fukushima. Oder wollen wir das alle nur zu gerne glauben, um uns die Sommerlaune nicht verderben zu lassen? Zutreffend charakterisiert die Chefredakteurin des TV in ihrer Kolumne die politischen Aktivitäten im Landtag mit dem Ziel, die französische Regierung zur Stilllegung des Kernkraftwerks Cattenom zu bewegen, als "Stück aus der Krabbelgruppe". Tatsächlich ist Cattenom die Bedrohung unserer Region - wie könnte man für Saar-Lor-Lux ein politisch sinnvolleres gemeinsames Ziel definieren, als gemeinsam die nukleare Bedrohung der Region abzuwehren? Angesichts dieser Gefahr wirken die bisherigen Anstrengungen und Ankündigungen unserer Politiker in der Tat wie eine Kindergeburtstagsveranstaltung. Aber auch beim TV schafft es Cattenom selten auf die Titelseite. Die Berichte lesen sich eher so, wie man Fliegen verjagt: lästig, aber man kriegt sie ja doch nicht. Angesichts des Stellenwerts, den Cattenom in der Energieversorgung Frankreichs einnimmt - acht Prozent der elektrischen Energie des Landes wurden 2007 in Cattenom erzeugt - vielleicht nicht verwunderlich, aber auch eine Art, sich vermeintlich ohnmächtig in das Schicksal zu ergeben. Das Ziel, Frankreich zur Stilllegung des Kernkraftwerks Cattenom zu bringen, muss mit entschlossener Ernsthaftigkeit verfolgt werden: in den Medien; in der Politik gegenüber unserem EU-Partner Frankreich (wie sähe es da mal aus mit Sanktionen?) und in unserem Engagement als Bürger dieser Region zum Beispiel bei Demonstrationen! Ohne Enthusiasmus gibt es nur Alibis, habe ich mal in meiner Jugend gehört. Dr. Alois Deller, Trier Anm. d. Red.: Cattenom war allein in den vergangenen zwei Jahren 100 Mal Thema auf der Titelseite, im Schnitt in jeder sechsten Ausgabe des Volksfreunds.

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