leserbriefe Epochale Herausforderung

Zur Berichterstattung über die schweren Unwetter in der Region schreibt Michael Wilmes:

Es ist offenkundig, dass die Tal- beziehungsweise Hanglagen der betroffenen Orte hohe bis höchste Gefährdung bedeuten. Was liegt näher, als aus den Tälern hinaus und von den Hängen wegzukommen? Und das meine ich wörtlich. Nun ist es unmöglich, ganze Ort­schaften umzusetzen, ganz abgesehen davon, dass dort seit Generationen gelebt wird. Das gibt man nicht so leicht auf, Überschwemmung hin, Hangabsturz her.

Die angedachten Änderungen beim Anbau von Pflanzen (Stichwort: Mais) sind wahrscheinlich ein erster Schritt zur Gefahrenabwehr. Hinzu kommen angemahnte Risikoanalysen bei der Ausweisung von Baugebieten. Es werden vielfach meist am Ortsrand Neubaugebiete ausgewiesen, entweder im Tal oder an Hängen. Dabei wird wasseraufnehmendes Grünland (Wald, Buschwerk) entfernt und dann versiegelt. Die Folgen spüren wir gegenwärtig. Jetzt kann, ja muss umgedacht werden: Neubaugebiete lassen sich auch anderswo planen, eben auf Höhenlagen. Allerdings werden auf den Höhen meist Gewerbegebiete, Steinbrüche und/oder Windräder sowie die besagten Mais- oder Getreidefelder angelegt, warum nicht auch Wohngebiete? Dort ist es weniger feucht, weniger dunkel, weniger nebelig, aber luftiger und heller.

Schon die Kelten, die Urbewohner dieser Region, siedelten meist auf Hochplateaus, wenn auch eher aus militärtaktischen Gründen. Die Römer bevorzugten Hanglagen wegen der Quellen und um sich vor Hochwasser zu schützen. Die aus den Räumen nördlich der Lippe und südlich der Ruhr (bis zur Lahn) stammenden und nach hier eingedrungenen viehhaltenden Franken (Ripuarier = die am Ufer Lebenden) besiedelten meist die Täler.

Wie auch immer: Der Klimawandel zwingt uns, tradierte Siedlungs-, Bau- und Anbauweisen zu überdenken und uns der epochalen Herausforderung zu stellen.

Michael Wilmes, Ralingen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort