Erfüllungsgehilfen der Staatsbürokratie

Zum Artikel "So viel zahlen Firmen ihrer Kammer" (TV vom 20. Januar):

Leider muss ich den Experten widersprechen. Alle von mir befragten kleinen und mittleren Unternehmens-Chefs bevorzugen keineswegs einen relativ niedrigen Grundbeitrag und einen eher hohen Umlagesatz, sondern die Umstellung der Kammerfinanzierung auf das Leistungsprinzip. Das heißt: Jeder, der eine Kammerleistung in Anspruch nimmt beziehungsweise erhält, soll diese angemessen, also mindestens kostendeckend, bezahlen. Das gilt auch und besonders für alle kommunalen, städtischen und staatlichen Stellen, die bisher diese Leistungen in der Regel kostenlos, genauer gesagt auf Kosten der Kammerbeitragszahler, erhalten, obwohl sie weder Kammermitglieder noch Kammerbeitragszahler sind.

Bis auf nach wie vor kostenlose Bagatellauskünfte sollen die Kammern in Zukunft sämtliche Leistungen den Bestellern beziehungsweise Empfängern in Rechnung stellen, einschließlich ihrer Lobbyarbeit, was immer darunter zu verstehen ist, die angeblich allen Unternehmen zugutekommt, wovon die meisten aber bisher nichts mitbekommen haben.

Wo waren denn "unsere" Kammern und ihr zahnloser Papiertiger in Berlin, als die Rundfunkgebührenpflicht für internetfähige PC und Handys beschlossen wurde? Und wo waren sie, als die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent erhöht wurde? Da hätten sie bundesweit Unternehmerstreiks organisieren müssen! Oder sind sie vielleicht gar keine Selbstverwaltungseinrichtungen und Interessenvertretungen der Wirtschaft, sondern devote Erfüllungsgehilfen einer überbordenden, kostspieligen und kontraproduktiven Staatsbürokratie?

Christoph Höll, Montabaur

wirtschaft

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