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Zum Kommentar "Die Zeit der Rabeneltern ist vorbei" (TV vom 3. August):

Meinung

Gesellschaftlich nicht gewollt
Wie wäre es, wenn Zehntausende von Müttern, denen mit der heutigen Gesetz- und Rechtsprechungslage schon bei gemeinsamen Kindern im Kleinkindesalter der Unterhalt verweigert wird, sich im Klagefall zum Jugendamt begeben und fordern würden, die Kinder den Vätern in die Obhut zu geben. Dann könnten die mal sehen, wie man bei acht Stunden Arbeit, zuzüglich Fahrzeiten, Pausen, notwendigen Familienbesorgungen und Gesamtabwesenheit von zehn bis elf Stunden an fünf Tagen wöchentlich (von vielen typischen Frauenberufen mit Samstagsarbeit und völlig unregelmäßigen Arbeitszeiten noch abgesehen) Kinder versorgen, betreuen und erziehen soll. Beim durchschnittlichen Einkommen dieser Frauen wären sie die Kinder los, hätten volles Einkommen, könnten kleinere, billigere Wohnungen anmieten und müssten bei etwa 1300 Euro Nettodurchschnittseinkommen faktisch weder Mann noch den Kindern Unterhalt zahlen; hätten mehr Zeit und Gelegenheit, neue Freundschaften und Partnerschaften zu knüpfen, und der ach so durch Frauenunterhalt benachteiligte Mann könnte schauen, wie er klarkommt. Bei heutigen Ehen mit häufig gleichberechtigt berufstätigen und teils gut verdienenden Partnern müsste es dann oft erbitterten Streit darum geben, wer die Kinder nicht bekommt. Beim Kindesunterhaltsrecht ist die Situation vordergründig besser: Hier sagt der BGH (Vorsitzender Richter Dr. Hahne: "Für seine Kinder gibt man sein letztes Hemd"), dass auch vollzeitbeschäftigte geringverdienende Väter notfalls einen 400-Euro-Job annehmen müssen, um den Kindesunterhalt sicherzustellen. Beim Frauenunterhalt fordert wohl die Gesetzeslage das Gegenteil; das Ergebnis für die Kinder ist doch, wenn die Frau eine auskömmliche Vollbeschäftigung nicht finden kann oder aus Verantwortungsgefühl für die Kinder nicht will, trotz gezahlten Kindesunterhalts das Kind, nicht nur die Mutter, in Armut verfällt und der Vater - unabhängig vom Einkommen - im Ergebnis fein heraus ist und ein "neues Leben" führen kann. Da kann man nur sagen: Frauen, stellt den Vätern die Kinderwagen vor die Tür! Das kann gesellschaftlich nicht gewollt sein und führt im Geringverdienerbereich zwangsläufig zu mehr Sozialleistungen; solche Unterhaltsgesetze müssen geändert werden, schon im Sinne der viel propagierten Familien- und Kinderfreundlichkeit. Helmut Ayl, Wiltingen

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